Sonnensystem: Rätsel der Marspolkappen gelöst
Über dem Nordpol des Mars hat man eine bemerkenswerte Aussicht: Ein spiralförmiges Muster aus tiefen Rissen im Eis fällt sofort auf, sowie eine riesige Schlucht, die den Grand Canyon in den Schatten stellt: Chasma Boreale ist zwei Kilometer tief und bis zu 100 Kilometer breit.
Seit die Raumsonde Mariner 9 im Jahre 1972 das erste Bild des Marsnordpols lieferte, stellten sich Forscher die Frage, wie diese eindrucksvolle Landschaft entstanden sein könnte. Um das herauszufinden, benötigten sie Informationen über die Bodenstruktur unter der Oberfläche. Ohne zu graben, ist das nur mit Hilfe von langwelligen Radarwellen möglich, da diese kilometerweit in den Boden eindringen können. Das Radar-Messgerät SHARAD auf dem Mars Reconnaissance Orbiter sowie MARSIS auf der europäischen Raumsonde Mars Express enthüllten nun, was sich tief unter der Eisoberfläche verbirgt.
Die Polkappen des roten Planeten bestehen aus vielen Schichten aus Eis und Staub, die mehr als drei Kilometer in die Tiefe reichen. Diese Schichten bilden unerwartet komplexe Strukturen und Brüche. Daraus folgerten die Forscher, dass sich diese Region anders entwickelte als ähnliche Gebiete auf unserem Heimatplaneten.
Auf der Erde verändern sich große Eismassen wie zum Beispiel Gletscher stetig, da das Eis zähflüssig ist und langsam fließt. Solche relativ schnellen Prozesse, sowie plötzliche Ereignisse wie Naturkatastrophen, waren dagegen auf dem Mars kaum von Bedeutung. Die Prozesse auf dem Mars waren langfristiger und großräumiger. Insbesondere spielte der ständig wehende starke Wind die Hauptrolle bei der Entwicklung der Spiralstrukturen und der Schlucht. Weiterhin grenzten die Forscher das Alter der Strukturen ein: Die Risse sind einige hunderttausend bis wenige Millionen Jahre alt.
Einige Fragen bleiben noch offen. Tief unter der Oberfläche, also noch unter den Rissen, bilden die Staub- und Eisschichten vergleichsweise einheitliche Muster. Das bedeutet, dass sich die klimatischen Bedingungen zur Zeit der Bildung der Risse stark verändert haben müssen. Was genau damals geschah, ist ein Forschungsthema für die Zukunft.
Manuela Kuhar
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