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Federfarben: Rätsel um errötende Goldspechte gelöst

Goldspechte im östlichen Nordamerika kriegen neuerdings rötliche Federn. Schuld sind Einwanderer aus Asien, die zuvor schon einen anderen Vogel umfärbten.
Rötlich gefärbte Federschäfte beim Goldspecht

Seit einigen Jahren beobachten Vogelfans im östlichen Nordamerika ein seltsames Phänomen: Bei den Goldspechten dort fanden sie immer wieder rot gefärbte Federschäfte – ein Phänomen, das man sonst nur von Goldspechten auf der anderen Seite des Kontinents kennt. Doch es gibt trotz intensiver Suche nicht das geringste Indiz für die vermutete Vermischung beider Populationen. Nun zeigte eine Arbeitsgruppe um Jocelyn Hudon of the Royal Alberta Museum in Kanada, dass die Vogelwelt die ganze Zeit auf dem falschen Dampfer war: Die rote Farbe stammt nicht etwa von Vögeln aus dem Westen, sondern von einer Pflanze aus dem Fernen Osten: Mit den Beeren invasiver Gewächse nehmen die Vögel den Farbstoff Rhodoxanthin auf, der die Federschäfte rötlich färbt.

Auf die Spur kam die Forscherin den Pflanzen durch spektroskopische und chemische Analysen der eigelagerten Pigmente in den Federn. Die rote Farbe westlicher Goldspechte basiert auf Karotinoiden, gelben und roten Pigmenten, die zum Beispiel auch in Karotten vorkommen und Blätter im Herbst bunt färben. Rhodoxanthin gehört ebenfalls zu dieser Gruppe, kommt aber in den Federn von westlichen Goldspechten nicht vor. Es kann deswegen nur aus einer externen Quelle kommen.

Als Übeltäter erwiesen sich Heckenkirschen der Gattung Lonicera, die aus Asien eingewandert sind und in Nordamerika inzwischen als Plage gelten. Diese Büsche haben leuchtend rote Beeren und Blüten, die Goldspechte gerne fressen. Und Goldspechte sind nicht die ersten Opfer der invasiven Pflanzen, wie Hudons Team anmerkt: Bereits zuvor entdeckten Fachleute, dass die Beeren der südostasiatischen Gewächse die eigentlich leuchtend gelben Schwanzfedern des Zedernseidenschwanzes orange färben. Nun machen sich Fachleute Sorgen, dass die neuen Farben die Partnerwahl der Tiere stören.

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