Archäologie: Rätsel um Mumien-Talismane gelöst
Es war eine archäologische Fundsache der ganz besonderen Art: Beim Kelleraufräumen im April 2004 hatten Mitarbeiter der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen alte Vitrinen und Pappschachteln durchstöbert, als ihnen eine Anzahl gut erhaltener Mumien in die Hände fiel.
Bei der nun folgenden, großangelegten Aufarbeitung der Neuentdeckungen waren den Wissenschaftlern um Wilfried Rosendahl zwei winzige Objekte aufgefallen – erkennbar nur im Computertomografen: Die Mumie einer peruanischen Frau hielt sie in ihren fest verschürten Händen. Offenbar handele es sich um Talismane, mutmaßten damals die Forscher. Aber weder über die genaue Form, noch über das Material konnte der Scanner befriedigend Auskunft geben.
Die eingewickelten Hände der Toten öffnen und einfach nachsehen, kam angesichts der Brüchigkeit des Gewebes nicht in Frage.
Jetzt ist es den Forschern allerdings doch gelungen, der Mumie ihr Geheimnis zu entlocken. Aus den Daten des CT-Scans fertigten sie mit Hilfe des Rapid-Prototyping-Verfahrens, einer Art 3-D-Drucker, Repliken der Objekte an. Das Ergebnis: Kein Edelmetall, sondern den Eck- und Backenzahn eines Kindes hielt die Frau umklammert. "Denk an die Kinder!", könnte laut Rosendahl die damit verbundene Botschaft gelautet haben.
"Überraschend sind die Parallelen zu unserer Zeit", meint der Mannheimer Forscher,
Die Frau selbst blickt auf eine wechselvolle Lebensgeschichte zurück. Aus der peruanischen Chancay-Kultur stammend, starb sie wahrscheinlich um das Jahr 1415. Das stark abgenutzte Gebiss der M2 genannten Mumie zeugt von harter, körnerreicher Kost, und als Kind hatte man ihr den Kopf in die Form eines Turmschädels gezwängt. Das entsprach dem damaligen Schönheitsideal.
Vor allem aber ihre eigentümliche Bestattungsposition – sie liegt auf dem Rücken, während die Beine angewinkelt sind wie im Schneidersitz – deutete auf eine Krankheit hin, die sich schließlich auch bei der CT-Untersuchung aufweisen ließ. Einer ihrer Rückenwirbel war komplett zerfressen, die Frau war querschnittsgelähmt. Die Forscher um Rosendahl tippen auf Tuberkulose im fortgeschrittenen Stadium. Letzte Zweifel soll die DNA-Analyse einer Gewebeprobe beseitigen. (jd)
Wie sich herausstellte, gehörten die Exponate zu einer Anfang des 20. Jahrhunderts erworbenen Sammlung. Durch Kriegswirren war sie in Vergessenheit geraten.
Bei der nun folgenden, großangelegten Aufarbeitung der Neuentdeckungen waren den Wissenschaftlern um Wilfried Rosendahl zwei winzige Objekte aufgefallen – erkennbar nur im Computertomografen: Die Mumie einer peruanischen Frau hielt sie in ihren fest verschürten Händen. Offenbar handele es sich um Talismane, mutmaßten damals die Forscher. Aber weder über die genaue Form, noch über das Material konnte der Scanner befriedigend Auskunft geben.
Die eingewickelten Hände der Toten öffnen und einfach nachsehen, kam angesichts der Brüchigkeit des Gewebes nicht in Frage.
Als 2007 und 2008 die Tote zusammen mit den anderen Fundstücken im Mannheimer Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, war die Identität der Grabbeigaben zwangsläufig mit einem Fragezeichen versehen.
Jetzt ist es den Forschern allerdings doch gelungen, der Mumie ihr Geheimnis zu entlocken. Aus den Daten des CT-Scans fertigten sie mit Hilfe des Rapid-Prototyping-Verfahrens, einer Art 3-D-Drucker, Repliken der Objekte an. Das Ergebnis: Kein Edelmetall, sondern den Eck- und Backenzahn eines Kindes hielt die Frau umklammert. "Denk an die Kinder!", könnte laut Rosendahl die damit verbundene Botschaft gelautet haben.
"Überraschend sind die Parallelen zu unserer Zeit", meint der Mannheimer Forscher,
"denn schließlich sammeln noch heute viele Eltern die Milchzähne ihrer Kinder." Unklar ist allerdings, um wessen Zähne es sich genau handelt. Nur eine DNA-Analyse könnte hier mehr verraten, die angesichts der Unerreichbarkeit der Objekte bis auf weiteres unmöglich bleiben dürfte.
Die Frau selbst blickt auf eine wechselvolle Lebensgeschichte zurück. Aus der peruanischen Chancay-Kultur stammend, starb sie wahrscheinlich um das Jahr 1415. Das stark abgenutzte Gebiss der M2 genannten Mumie zeugt von harter, körnerreicher Kost, und als Kind hatte man ihr den Kopf in die Form eines Turmschädels gezwängt. Das entsprach dem damaligen Schönheitsideal.
Vor allem aber ihre eigentümliche Bestattungsposition – sie liegt auf dem Rücken, während die Beine angewinkelt sind wie im Schneidersitz – deutete auf eine Krankheit hin, die sich schließlich auch bei der CT-Untersuchung aufweisen ließ. Einer ihrer Rückenwirbel war komplett zerfressen, die Frau war querschnittsgelähmt. Die Forscher um Rosendahl tippen auf Tuberkulose im fortgeschrittenen Stadium. Letzte Zweifel soll die DNA-Analyse einer Gewebeprobe beseitigen. (jd)
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