Einbalsamierung: Rätsel um "schönste Mumie der Welt" gelöst
Vielen gilt sie als die "perfekte Mumie": Mit ihrer zart gebräunten, weich schimmernden Haut sieht Rosalia Lombardo aus wie ein schlafendes kleines Mädchen, doch die Italienerin fiel Anfang des letzten Jahrhunderts der berüchtigten Spanischen Grippe zum Opfer. In einem Glassarg wurde sie in der Kapuzinergruft von Palermo bestattet. Das Rezept, mit dem es dem Einbalsamierer Alfredo Salafia gelang, den Zauber ihres kindlichen Antlitzes so lebensnah zu erhalten, galt lange als verschollen. Rund 75 Jahre nach Salafias Tod entdeckte nun ein italienischer Anthropologe aus Palermo die geheimnisvolle Formel.
Dario Piombino-Mascali von der Universität Palermo, heute beschäftigt beim Forschungszentrum Südtirol EURAC, fand im Nachlass Salafias ein Manuskript, in dem der Mumien-Meister sein Geheimnis verrät. "Ich habe seit 1999 nach der Lösung des Geheimnisses von Rosalia geforscht", erklärt Piombino-Mascali, der auch noch lebende Nachkommen des Einbalsamierers ausfindig machte. In der Schrift "Neue Spezialmethode zur Erhaltung des gesamten menschlichen Leichnams in einem Zustand permanenter Frische" wurde er schließlich fündig.
Laut Piombino-Mascali bestand die Injektion aus einem Teil Glyzerin, einem Teil Alkohol mit Salizylsäure und einem Teil mit Chlorid und Zinksulfat gesättigtem Formalin. Damit könne Salafias Lösung als eines der ersten Beispiele für den Gebrauch von Formaldehyd zu diesem Zweck gelten. Auch heute sei dies die Basislösung bei der menschlichen Einbalsamierung. Lediglich die für den Präparator schwer zu handhabenden Zinkverbindungen kommen nicht mehr zum Einsatz. Auch der Verzicht auf die für die Einbalsamierer schädlichen Gifte Arsen und Quecksilber sei wegweisend gewesen.
"Zudem war Salafia einer der ersten, der auf den ästhetischen Aspekt achtete. In Äther aufgelöstes Paraffin sollte das Gesicht so natürlich wie möglich konservieren", erläutert Piombino-Mascali. Röntgenaufnahmen hätten überdies ergeben, dass das verwendete Zinksulfat auch alle inneren Organe erhalten habe. "Damit ist Rosalia sicherlich eine der wichtigsten Mumien des 20. Jahrhunderts", urteilt der Forscher.
Um die Lösung in den Körper zu leiten, wendete der bereits damals weit über Sizilien hinaus bekannte Einbalsamierer ebenfalls moderne Methoden an. "Um das Blut gegen die Konservierungsflüssigkeit auszutauschen setzte er eine Kanüle in eine Arterie des Oberschenkels und hängte dann den Behälter mit der Mixtur über Rosalias Körper". Die Schwerkraft habe ein Übriges getan, wobei das Blut über einen Venenschnitt abgelassen wurde.
Neben Rosalia Lombardo gehören auch die Mumien des italienischen Politikers Francesco Crispi (1819-1901) und des Erzbischofs von Palermo Pietro Michelangelo Celesia (1814-1904) zu den Meistermumien Alfredo Salafias. 13 Jahre nach der Einbalsamierung Rosalias verstarb er an einem Schlaganfall.
Jan Dönges
Dario Piombino-Mascali von der Universität Palermo, heute beschäftigt beim Forschungszentrum Südtirol EURAC, fand im Nachlass Salafias ein Manuskript, in dem der Mumien-Meister sein Geheimnis verrät. "Ich habe seit 1999 nach der Lösung des Geheimnisses von Rosalia geforscht", erklärt Piombino-Mascali, der auch noch lebende Nachkommen des Einbalsamierers ausfindig machte. In der Schrift "Neue Spezialmethode zur Erhaltung des gesamten menschlichen Leichnams in einem Zustand permanenter Frische" wurde er schließlich fündig.
Laut Piombino-Mascali bestand die Injektion aus einem Teil Glyzerin, einem Teil Alkohol mit Salizylsäure und einem Teil mit Chlorid und Zinksulfat gesättigtem Formalin. Damit könne Salafias Lösung als eines der ersten Beispiele für den Gebrauch von Formaldehyd zu diesem Zweck gelten. Auch heute sei dies die Basislösung bei der menschlichen Einbalsamierung. Lediglich die für den Präparator schwer zu handhabenden Zinkverbindungen kommen nicht mehr zum Einsatz. Auch der Verzicht auf die für die Einbalsamierer schädlichen Gifte Arsen und Quecksilber sei wegweisend gewesen.
"Zudem war Salafia einer der ersten, der auf den ästhetischen Aspekt achtete. In Äther aufgelöstes Paraffin sollte das Gesicht so natürlich wie möglich konservieren", erläutert Piombino-Mascali. Röntgenaufnahmen hätten überdies ergeben, dass das verwendete Zinksulfat auch alle inneren Organe erhalten habe. "Damit ist Rosalia sicherlich eine der wichtigsten Mumien des 20. Jahrhunderts", urteilt der Forscher.
Um die Lösung in den Körper zu leiten, wendete der bereits damals weit über Sizilien hinaus bekannte Einbalsamierer ebenfalls moderne Methoden an. "Um das Blut gegen die Konservierungsflüssigkeit auszutauschen setzte er eine Kanüle in eine Arterie des Oberschenkels und hängte dann den Behälter mit der Mixtur über Rosalias Körper". Die Schwerkraft habe ein Übriges getan, wobei das Blut über einen Venenschnitt abgelassen wurde.
Neben Rosalia Lombardo gehören auch die Mumien des italienischen Politikers Francesco Crispi (1819-1901) und des Erzbischofs von Palermo Pietro Michelangelo Celesia (1814-1904) zu den Meistermumien Alfredo Salafias. 13 Jahre nach der Einbalsamierung Rosalias verstarb er an einem Schlaganfall.
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