News: Rätselhafte Lebewesen aus der Tiefsee
Die Meeresbiologen Wolfgang Wägele und Nils Brenke von der Ruhr-Universität Bochum fanden dabei heraus, dass in dieser Meereswüste Gruselmärchen vom "Monstern aus der Tiefe" biologisch völlig unhaltbar sind. Ihren Beobachtungen zufolge ist der schneeweiße Boden 5 000 Meter unter der Wasseroberfläche beinahe steril. In dem kristallklaren Wasser findet sich so wenig Nahrung, dass es nur wenige größere Tiere gibt. Die meisten vorhandenen Arten sind winzig klein und wachsen nur sehr langsam. Über eine Strecke von zehn Kilometern zogen die Bodennetze des Schiffes oft nur einen Eimer voll größerer Tiere an Bord. Trotzdem gingen den Biologen über 100 bisher unbekannte Tierarten in die Netze, die bis zu 0,3 Millimeter kleine Organismen fangen können.
So beispielsweise schwarze Fische mit Teleskopaugen und Leuchtorganen, rote Tiefseegarnelen und mikroskopisch kleine Lebewesen mit filigranen Silikatskeletten, aber auch Kleinkrebse, Muscheln und Schwämme. Über die Lebensräume und Artenvorkommen können die Forscher bisher jedoch nur vorläufige Aussagen treffen, denn die Auswertungen werden noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Die Expedition "DIVA 1" arbeitete mit einem Tiefseeschlitten, den Brenke eigens für diesen Zweck weiterentwickelte. Der Schlitten ist stabiler als das Vorgängermodell und hält auch große mechanische Belastungen aus.
Biologen schätzen, dass der Wissenschaft bisher weltweit etwa 1,8 Millionen Tierarten bekannt sind. Zehn Prozent davon leben im Meer. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass aber erst ein Bruchteil der Arten aus der Tiefsee beschrieben wurde. Schätzungen zufolge sollen noch mindestens zehn Millionen neue Tierarten in den dunklen Tiefen verborgen sein.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 23.2.2000
"Riesenmuscheln mögen's heiß"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 31.3.1999
"Das Geheimnis der leuchtenden Tiefseeschlote"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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