News: Rätselhafter Deckenschmuck
So ein Bauvorhaben geht natürlich nicht von heute auf morgen. Den "Grundstein" legt die befruchtete Königin noch selbst, die gut versteckt überwintert hat. Allerdings beginnt sie nicht am Boden, sondern wölbt mit drei bis fünf konzentrisch angeordneten Ringen zunächst ein Dach für die Zelle. Hat sie diese erste Schicht fertig, klettert sie auf die Unterseite und glättet erst einmal Oberfläche, auf die sie dann eine Verkleidung aus kleinen Partikeln oder organischen Fasern aufklebt.
Als Ietse Stokroos von der University of Groningen und seine Kollegen nun die Kinderstube der Orientalischen Hornisse (Vespa orientalis) mit einem Elektronenmikroskop genauer unter die Lupe nahmen, entdeckten sie einen ungewöhnlichen Deckenschmuck: Am höchsten Punkt des Gewölbes befestigten die Arbeiterinnen einen winzigen Kristall, für den sie sogar extra ein kleines Loch lassen. Wie einen Schlussstein heften sie dann das weniger als zehn Mikrometer kleine Körnchen mit ihrem Speichel an.
Der chemischen Analyse zufolge sind die Kristalle reich an Titan, Eisen und Sauerstoff, dazu Kohlenstoff und Spuren von Mangan. Alles in allem ähneln sie damit dem Mineral Ilmenit (FeTiO3), während der Kohlenstoff aus dem Speichel der Tiere stammen könnte, spekulieren die Forscher. Sie vermuten, dass gelb-schwarz gestreiften Baukünstler die Körnchen in der Umgebung sammeln, es wäre aber auch möglich, dass die Hornissen sie in ihrem Körper selbst produzieren.
Die Kristalle sollen wohl kaum den Schönheitssinn der Bewohner befriedigen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich eher um eine Art Wasserwaage handelt: Neigt sich die Wabe zur Seite, folgen die aufgehängten Körnchen der Schwerkraft und zeigen die Schieflage an. Die Arbeiterinnen können dann ihren Konstruktionsfehler schnell beheben und wieder für Ausgleich sorgen. So werden die Zellen für den Nachwuchs schön symmetrisch und gut ausbalanciert.
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