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Artenschutz: Rätselhaftes Massensterben sorgt Biologen

In Kasachstan verendete die Hälfte des Weltbestands an Saiga-Antilopen innerhalb weniger Tage. Und die Ursache ist noch völlig unklar.
Saiga-Antilope mit Jungtier

Mindestens 120 000 Saiga-Antilopen (Saiga tatarica) starben innerhalb der letzten Tage in Kasachstan, meldete Aline Kühl-Stenzel vom UN-Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung wandernder Tierarten. Damit verendete die Hälfte des noch vorhandenen Weltbestands der bedrohten Spezies innerhalb kurzer Zeit – und weckt Sorgen bei Artenschützern. Erste Berichte über sterbende Saigas trudelten demnach ab dem 10. Mai ein, doch in den letzten Tagen verschärfte sich die Situation, da immer mehr Meldungen zu toten Antilopen eingehen. Die kasachische Regierung bat das UN-Sekretariat um Hilfe, da noch völlig unklar ist, was die Tiere verenden lässt. Ein Veterinärteam flog deshalb in das zentralasiatische Land, um vielleicht den Flächenbrand in den Griff zu bekommen.

Drei mögliche Ursachen ziehen die Experten bislang in Betracht, nachdem sie Gewebeproben analysiert hatten: eine durch Bakterien hervorgerufene Blutvergiftung, die auch für Büffel tödlich ist – so dass eine Ansteckung über kontaminierte gemeinsame Weidegründe in der Steppe möglich wäre. Alternativ könnte sich auch die Epizootische Hämorrhagie ausgebreitet haben, eine Viruserkrankung, die durch Mücken übertragen wird, aber bisher als relativ unkritisch für Antilopen galt. Oder aber die Saigas haben sich mit Clostridium-Bakterien infiziert, die ebenfalls zu tödlichen Vergiftungen führen können. Vermutungen, dass giftige Raketentreibstoffe russischer Starts in Baikonur verantwortlich sein könnten, wurden dagegen von offizieller Seite zurückgewiesen. Auch Fachleute halten das für sehr fraglich. Die Situation ist jedenfalls dramatisch, denn anscheinend sterben 100 Prozent der betroffenen Tiere – darunter vor allem weibliche Saigas mit ihren Kälbern: Im Mai bringen die Antilopen innerhalb von etwa einer Woche ihren Nachwuchs auf die Welt, so dass sich Seuchen sehr schnell durch den zu dieser Zeit gestressten Bestand fressen können. Durch die Seuche ist das Überleben der Art erneut gefährdet, nachdem Anfang der 1990er Jahre Lebensraumzerstörungen und vor allem die ausufernde Wilderei die Zahl der Saigas massiv reduziert hatten – das Horn der Tiere findet in der chinesischen Medizin Verwendung. Von ursprünglich mehr als einer Million Tiere schrumpfte der Bestand auf wenige zehntausend Exemplare. Seitdem hat er sich vorläufig wieder erholt. Eine kleinere Zahl Saigas lebt gegenwärtig auch noch in der Mongolei.

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