Jeder für sich: Raptoren doch einsame Jäger?
Der Velociraptor schnuppert in die Küche, nimmt den Geruch der dort versteckten Kinder wahr und reckt dann seinen Kopf wie ein heulender Wolf nach oben: Mit drei ohrenbetäubenden Trompetentönen lockt er seinen Artgenossen herbei; gemeinsam geht es auf die Jagd nach den Kindern.
So beginnt eine der nervenaufreibendsten Szenen im ersten Teil von »Jurassic Park«; und an der dürfte, zumindest aus Sicht von Dinosaurierforschern, so gut wie alles verkehrt sein: Velociraptor war erheblich kleiner, mit Federn besetzt und, wie sich nun zeigt, auch kein Rudeljäger. Das jedenfalls schließen Wissenschaftler um Joseph Frederickson von der University of Wisconsin in einer aktuellen Studie. Sie haben dazu aus fossilen Zähnen einer weiteren Raptorenart, des Deinonychus antirrhopus, auf die Ernährungsgewohnheiten von Alt- und Jungtieren geschlossen. Die Funde waren 115 bis 118 Millionen Jahre alt und stammten aus kreidezeitlichen Lagerstätten Montanas und Oklahomas.
Demnach ernährten sich Jungtiere anders als die ausgewachsenen Exemplare der Art, schreiben sie im Fachmagazin »Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology«. Und dies wiederum lasse sich nur schwer mit der Vorstellung in Einklang bringen, die Tiere hätten in der Gruppe die Nahrung geteilt. Ein komplexes Sozialverhalten sei aber die Voraussetzung, um im Rudel koordinierte Angriffe zu starten.
Weder Krokodile noch heute lebende Sauriernachfahren – die Vögel – würden in Rudeln jagen. Allein das spreche schon gegen die Annahme, dass sich diese Fähigkeit auf dem inzwischen ausgestorbenen Zweig der Dromaeosauridae, zu dem die Raptoren gehören, ausbildete. Die These von der gemeinschaftlichen Jagd wurde in der Vergangenheit vorgebracht, um zu erklären, warum Fossilien des nur wolfsgroßen Deinonychus so häufig mit denen des viel größeren Tenontosaurus auftauchten. Das schien nahezulegen, dass der kleine Raubsaurier durch ein gemeinsames Vorgehen bei der Jagd auch ihm überlegene Beute attackieren konnte.
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