News: Raubzug der Wikinger
Da von allen europäischen Regionen Island zuletzt durch den Menschen besiedelt wurde und die Geschichte durch historische Quellen belegt ist, stellen die Einwohner des nordeuropäischen Staates für Genetiker einen faszinierenden "Großfeldversuch" dar. Zu erwarten wäre ein homogenes genetisches Erbe, doch bisherige Untersuchungen lieferten widersprüchliche Ergebnisse. Demnach schwanken die Schätzungen für den Anteil der skandinavischen Ahnen am Erbgut zwischen zwei und 86 Prozent.
Wissenschaftler um Agnar Helgason von der University of Oxford sowie von deCode Genetics in Reykjavik schauten sich jetzt die mitochondriale DNA von 1664 Personen aus Großbritannien, Skandinavien, den nordatlantischen Inseln sowie anderen europäischen Regionen an, um den weiblichen Ursprung der Isländer zu ergründen. Die mitochondriale DNA wird nur mit den Eizellen weitergeben, daher können Genetiker hiermit die weibliche Linie des Stammbaumes zurückverfolgen.
Es zeigte sich, dass 60 Prozent der weiblichen Vorfahren nicht Skandinavierinnen, sondern Keltinnen waren. Die Männer stammten dagegen überwiegend aus skandinavischen Ländern, denn eine Studie, welche die Wissenschaftler vorher an männlichen Y-Chromosomen durchgeführt hatten, offenbarte einen nordeuropäischen Ursprung der männlichen Isländer von 80 Prozent.
Damit bestätigen die Genetiker den Inhalt einer mittelalterlichen isländischen Chronik, welche die Besiedelung Islands beschreibt. Demnach raubten die Wikinger Frauen von den britischen Inseln, die durch Kelten besiedelt waren, bevor sie nach Island aufbrachen.
Andererseits hatten sich auch Wikingerinnen auf den britischen Inseln festgesetzt. So beträgt der Anteil weiblicher Ahnen aus Skandinavien auf den Orkney-Inseln 35 Prozent und auf den Äußeren Hebriden sowie der Insel Skye noch 12 Prozent. Somit haben die Wikinger auch hier ihre Spuren hinterlassen.
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