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Third-Hand Smoke: Raucherklamotten belasten die Luft wie Passivrauchen

Während eines Kinofilms atmen Besucher eine bis zehn Zigaretten passiv ein, schreiben Forscher. Schuld seien Haut und Kleidung der Raucher.
Erst raucht die Zigarette, dann die Kleidung

Auch in gut gelüfteten Innenräumen reichern sich erhebliche Mengen schädlicher Chemikalien aus Zigarettenrauch an. Das ist das Ergebnis einer Messung von Wissenschaftlern der Yale University und des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Das Team um Drew Gentner hat dazu in einem Kino der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Messgeräte installiert, die während des laufenden Betriebs die Luftqualität erfassten.

Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Forscher nun im Fachblatt »Science Advances«. Wer in diesem Kino, in dem seit 15 Jahren Rauchverbot herrsche und das über eine gute Lüftung verfüge, einen Film anschaue, atme das Äquivalent von einer bis zehn Zigaretten Passivrauch ein. Auch gesundheitsschädliche Stoffe wie Benzol oder Formaldehyd entdeckten der Yale-Forscher und seine Kollegen in der Raumluft.

Dass diese Substanzen von den Besuchern mitgebracht wurden, schließen die Forscher aus der Tatsache, dass die Konzentration der gesuchten Stoffe jedes Mal plötzlich anstieg, wenn sich der Saal füllte, und danach wieder langsam absank. Auch gab es einen Unterschied zwischen Kinosälen, in denen Kinderfilme gezeigt wurden, und solchen, in denen Filme für Erwachsene liefen. In letzteren sei die Belastung im Schnitt merklich höher gewesen.

Das Phänomen wird in Analogie zum »second-hand smoke«, dem Passivrauchen, auch als »third-hand smoke« bezeichnet. Gegen den Rauch aus dritter Hand hilft auch kein Rauchverbot in direktem Umfeld einer Gaststätte oder eines Versammlungsorts. Denn sogar wenn die Raucher unter den Zuschauern weder im Kinosaal noch im Foyer rauchen durften, schleppten sie doch den Rauch in den Innenraum – die Substanzen haften an Haut, Haaren und Kleidung, von wo sie mit der Zeit ausgasen.

Es sei der Grund, warum Raucher nach Rauch riechen würden, sagte Peter DeCarlo von der Johns Hopkins University in Baltimore, der nicht an der Studie beteiligt war, dem Magazin »Science«: »Man riecht nicht die Chemikalien, die an der Haut der Person haften. Man riecht die, die abgehen.«

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