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Raumfahrt: Astronauten bekommen Spezialanzug zum Urinrecycling

In Sciencefiction-Filmen sind sie bereits vorgesehen. Bald könnten sich Astronauten auch in der Realität mit speziellen Raumanzügen über ihren eigenen Urin mit Wasser versorgen.
Illustration eines Astronauten oder einer Astronautin von hinten auf einem Wüstenplaneten mit rötlichem Sand und schwarzen Felsen. Der Himmel ist dunstig
Illustration eines Astronauten oder einer Astronautin in einer fremden Welt. Womöglich kann der Raumanzug schon Urin in Wasser wandeln.

Auf der Internationalen Raumstation ISS ist Urinrecycling bereits Alltag: Die Ausscheidungen der Crew werden wiederaufbereitet und stehen als Trinkwasser zur Verfügung – angesichts der knappen Lagerflächen ein sinnvolles, wenngleich vielleicht gewöhnungsbedürftiges Konzept für Neuankömmlinge. Bei Weltraumspaziergängen, etwa für Reparaturen, müssen sich die Astronautinnen und Astronauten hingegen in Windeln erleichtern, die anschließend entsorgt werden. Umgekehrt bekommen sie nur einen Liter Wasser zum Trinken mit. Ein neu entwickelter Raumanzug soll zukünftig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sofia Etlin von der Cornell University und ihr Team stellen diese Technologie in den »Frontiers in Space Technologies« vor.

Die Technik basiert auf einem ähnlichen Prinzip wie die Aufbereitung in der ISS, allerdings in einem viel handlicheren Maßstab. Die Körperflüssigkeit wird dabei von einem geschlechtsneutralen, externen Katheter aufgefangen und durch einen zweistufigen Osmosefilter geleitet. Er kann Urin und Schweiß so reinigen, dass am Ende trinkbares Wasser herauskommt. Dieses wird aufgefangen und gespeichert und kann bei Bedarf dann direkt getrunken werden. Der Effizienzgrad beträgt 87 Prozent, nur 13 Prozent des potenziell nutzbaren Wassers verbleibt in den Filtern.

Skizze der Aufbereitungsanlage | Mit Hilfe dieses zweistufigen Osmosefilterverfahrens können wir vielleicht bald länger im All oder auf dem Mond bleiben.

Insgesamt wiegt die Vorrichtung acht Kilogramm und passt in eine etwa schuhkartongroße Box, die am Rücken befestigt wird. Damit könnten Astronauten zukünftig länger im All bleiben als bislang, weil sie mehr trinken können und weniger ausscheiden: Volle Windeln beschränken die Ausflüge dann nicht mehr. Zudem ist die direkte Aufbereitung des Urins einfacher (und damit platzsparender) als auf der Raumstation selbst, weil es sich um reine Körperausscheidungen handelt. An Bord dagegen kommen in der Filteranlage auch Chemikalien wie Seifen zusammen, was eine kompliziertere Reinigung erfordert.

Im November 2024 sollen erste Tests mit Menschen erfolgen. Im Labor hat das System bereits hervorragend funktioniert.

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  • Quellen
Frontiers in Space Technologies 10.3389/frspt.2024.1391200 , 2024

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