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News: Raumsonde Phoenix beginnt mit der Analyse von Proben

Am Freitag, den 6. Juni 2008, dürften erstmals Proben des Marsbodens im Miniaturlabor TEGA der US-Marssonde Phoenix analysiert werden. Nach zwei Probegrabungen in der ersten Woche nach der Landung am 26. Mai sind die Wissenschaftler nun sehr gespannt auf die ersten Messergebnisse.
Erste Probegrabungen am Phoenix-Landeplatz
Bei den zwei Probegrabungen, die zum Testen und Ausprobieren des Robotergreifarms der Sonde dienten, drang die Schaufel bis zu fünf Zentimeter in die obersten Bodenschichten ein. Beide Male fand sich in den ausgehobenen Gräben eine helle Schicht in den Wänden.
Blick in die Schaufel von Phoenix | Mit der in Deutschland entwickelten und gebauten "Robotic Arm Camera" kann der Schaufelinhalt des Roboterarms der US-Marssonde Phoenix detailliert fotografiert werden.


Die Forscher rätseln nun, ob es sich dabei um Wassereis oder eine Abscheidung von Salzen handeln könnte. Letzteres wäre besonders interessant, da solche Salzhorizonte nur durch flüssiges Wasser entstehen können, wenn bei seinem Verdunsten die gelösten Salze ausfallen. Finden sich also Salze, so wären sie ein Beleg für mildere Klimaphasen in jüngerer geologischer Vergangenheit in den Polargebieten des Roten Planeten.

Ist die helle Schicht dagegen Wassereis, so wird es spannend, ob in ihm Spuren organischer Verbindungen zu finden sind. Bislang fielen alle Versuche, auf dem Mars organische Stoffe, also Verbindungen von Kohlenstoffatomen mit anderen Atomen nachzuweisen, negativ aus. Sollte sich im Laufe der Phoenix-Mission herausstellen, dass auch in dieser wasserreichen Region des Planeten keine organischen Stoffe existieren, so würde dies stark gegen Leben auf dem Mars sprechen. Ohne Kohlenstoffverbindungen ist Leben, wie wir es von der Erde kennen, schlicht unmöglich.

Bei den Vorbereitungen für die erste Probenanalyse fiel den Forschern auf, dass sich eine der beiden Klappen des für die Analyse vorgesehenen Ofens des TEGA-Labors nicht völlig geöffnet hat. Durch Tests mit dem baugleichen Referenzgerät in der Bodenstation zeigte sich aber, dass genügend Material für eine Analyse in den Ofen hineinfallen wird.
Klappe klemmt bei TEGA | Eine der beiden Klappen des ersten TEGA-Ofens an Bord der US-Marssonde Phoenix hat sich nicht vollständig geöffnet. Dennoch hoffen die Forscher, dass sich genug Material für eine chemische Analyse einfüllen lässt.


Nach der Probennahme wird der Schaufelinhalt vor dem Einfüllen mit der in Deutschland am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau gebauten Robotic Arm Camera im Detail fotografiert. So wissen die Forscher genau, was für ein Material in den Analysenofen eingebracht wurde.

Das Minilabor TEGA, der "Thermal and Evolved Gas Analyzer" besteht aus acht gasdichten Miniöfen, in denen sich kleine Bodenproben stufenweise auf bis zu tausend Grad Celsius aufheizen lassen. Die dabei freigesetzten Gase werden dann einem Massenspektrometer zugeführt, das ihre chemische Zusammensetzung bestimmt. Jeder Ofen lässt sich nur einmal benutzen, daher müssen die Bodenproben sorgfältig ausgewählt werden.

Funkprobleme

Derzeit haben die Missionskonrolleure mit Problemen bei der Übermittlung von Funkbefehlen an Phoenix zu kämpfen. Am 4. Juni 2008 schaltete die als primäres Datenrelais genutzte Sonde Mars Odyssey aus bislang unbekannten Gründen in den "safe mode", in dem sie alle Aktivitäten einstellt und auf Funkbefehle von der Erde wartet. Eine direkte Kommunikation der Bodenstation mit Phoenix auf dem Mars ist nicht möglich, da aus Gewichts- und Kostengründen auf eine aufwändige Bordfunkanlage verzichtet wurde.

Derzeit übermitteln die Missionskontrolleure ihre Befehle über den Mars Reconnaissance Orbiter MRO, der ebenfalls den Roten Planeten umkreist. Auch bei MRO traten vor einigen Tagen Funkprobleme auf, als sich der Bordsender der Sonde ohne ersichtlichen Grund bei der Datenübermittlung zeitweilig abschaltete. Nach einigen Tests läuft die Kommunikation nun wieder einwandfrei.

Mars Express steht bereit

Sollte es dennoch zu Problemen kommen, haben die Missionskontrolleure der NASA noch ein weiteres As im Ärmel: nämlich die europäische Spähsonde Mars Express. Ursprünglich sollte Mars Express als Funkrelais für die mitgeführte Landesonde Beagle-2 fungieren, die aber beim Landeversuch Weihnachten 2003 auf dem Roten Planeten zerschellte. Auf jeden Fall steht Mars Express zur Verfügung und würde bei Bedarf die Datenübermittlung vornehmen, wie es die Europäische Weltraumagentur ESA mit der NASA vereinbart hat.

TA

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