Kometenforschung: Raumsonde Rosetta geht schlafen
![Rosetta beim Kometen 67P Rosetta beim Kometen 67P](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/Rosetta-Werbe.jpg)
© ESA / AOES Medialab (Ausschnitt)
© ESA, image by AOES Medialab (Ausschnitt)
Die Kometensonde Rosetta im Umfeld des Kometen 67P | Ab Mai 2014 soll dieses Bild Wirklichkeit werden: Die europäische Kometensonde Rosetta erkundet den Kern des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko für zwei Jahre aus der Nähe.
Derzeit befindet sich Rosetta weit von Sonne entfernt im Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Sie wird sich im weiteren Verlauf ihres Fluges bis zu fünf Astronomische Einheiten vom Zentralgestirn entfernen (1 Astronomische Einheit = 1 AE = 149,6 Millionen Kilometer). Für eine rein solarbetriebene Sonde wie Rosetta ist das eine sehr große Entfernung, denn in einem Abstand von fünf AE fällt das Sonnenlicht nur mit einem Sechzehntel der Intensität in Erdnähe ein. Somit steht der Sonde nicht mehr genügend elektrische Energie zur Verfügung, um ihre Bordgeräte sicher und zuverlässig zu betreiben.
Um diesem Problem auszuweichen, entschlossen sich die Missionsplaner schon vor dem Start von Rosetta im Jahre 2004 dazu, eine längere Tiefschlafphase, eine Hibernation, im Missionsverlauf vorzusehen. Dabei werden alle für das "Überleben" von Rosetta nicht zwingend notwendigen Instrumente und Bordsysteme abgeschaltet. Zudem lassen sich auf der Erde Personalkosten sparen, da die Sonde nicht mehr ständig überwacht werden muss.
In Betrieb bleiben einige Heizelemente für Bordgeräte, die bei völliger Auskühlung Schaden nehmen würden, ein Radioempfänger sowie ein dreifach ausgelegter Zeitgeber. Um die Sonde beim Flug zu stabilisieren, wird sie in eine langsame Rotation versetzt, bei der die Solarzellen zur Stromversorgung stets zur Sonne weisen. Somit lässt sich auch der Treibstoff für die Lagekontrolle sparen.
Am 20. Januar 2014 "klingelt" dann der zur Sicherheit dreifach vorhandene Wecker und sorgt für das allmähliche Hochfahren aller Bordsysteme. Dann ist Rosetta rund vier AE von der Sonne entfernt, so dass etwa ein Neuntel der in Erdnähe eintreffenden Strahlung die Solarzellen von Rosetta erreicht. Vier Monate später trifft dann die Sonde im nahen Umfeld des etwa fünf Kilometer großen Kometenkerns ein und beginnt mit dessen Erforschung.
© ESA/Rosetta/Philae/CIVA (Ausschnitt)
Rosetta beim Marsvorbeiflug | Eine der bislang eindrucksvollsten Aufnahmen der Mission Rosetta entstand am 25. Februar 2007, als die Raumsonde den Planeten Mars in einem Abstand von nur 250 Kilometern passierte. Rund vier Minuten vor dem Erreichen des geringsten Abstands nahm die autonome Landesonde Philae eines der Solarpaneele und den Sondenkörper von Rosetta vor der rund 1000 Kilometer entfernten Marsoberfläche auf. Dies ist das erste Mal, dass es echte Bilder einer Raumsonde bei einem Planetenvorbeiflug gibt.
Tilmann Althaus
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben