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Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko: Rosetta geht auf Abstand zu Tschuri

Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko nähert sich seinem geringsten Abstand zur Sonne. Er ist nun so aktiv, dass die Raumsonde Rosetta ihren Abstand zum Kern deutlich erhöhen muss. Sie hält sich nun in einer Distanz von 300 Kilometern zu ihm auf.
Die europäische Kometenmission Rosetta (künstlerische Darstellung)

Seit rund einem Jahr hält sich die europäische Kometensonde Rosetta in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Kern des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko auf. Da sich dieser nun rasch seinem geringsten Abstand zur Sonne nähert, hat sich seine Aktivität im Verlauf des letzten Jahres erheblich gesteigert. Nun erhöhten die Missionskontrolleure der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA den Abstand zum Kern von rund 180 auf etwa 300 Kilometer. 67P wird am 13. August 2015 um 4:03 Uhr MESZ mit rund 186 Millionen Kilometern oder dem 1,24-fachen Abstand Erde-Sonne seine geringste Distanz zu unserem Zentralgestirn durchlaufen.

Komet 67P am 30. April 2015 mit Gasausbrüchen | Aus einer Entfernung von 178 Kilometern nahm die Navigationskamera von Rosetta dieses Bild des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko auf. Deutlich lassen sich Fontänen aus Gas und Staub erkennen, die aus der Kernoberfläche hervorbrechen.

Die Erhöhung des Abstands zum Kern war nötig geworden, weil es wegen dessen Aktivität wiederholt zu Problemen mit den Sternsensoren kam. 67P stößt derzeit große Mengen an Gas und Staubpartikeln aus, die sich in der Nähe des Kerns aufhalten. Für die Sternsensoren erscheinen sie wie Sterne, die aber nicht zu den an Bord gespeicherten Sternkarten passen. Dadurch wird das Steuerprogramm für die räumliche Ausrichtung der Sonde und ihrer Antenne zur Erde verwirrt, so dass es wegen der "falschen Sterne" schon mehrmals zu so genannten "safing events" kam. Dabei bricht Rosetta ihre wissenschaftlichen Untersuchungen ab, deaktiviert alle nicht essenziellen Geräte, richtet ihre Solarzellen zur Sonne aus und ruft per Funk nach Hilfe von der Bodenstation. Diese befindet sich im European Space Operation Centre ESOC im südhessischen Darmstadt.

Die Erhöhung des Abstands zum Kometenkern aus Sicherheitsgründen ist eine schlechte Nachricht für die Betreiber der Tochtersonde Philae am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln-Porz. Durch dieses Manöver sinken nun für mehrere Monate ihre Chancen beträchtlich, einen stabilen Funkkontakt mit dem Lander aufzubauen. Dieser hatte sich am 13. Juni 2015 nach rund sieben Monaten Sendepause wieder gemeldet, aber es gelang seitdem nicht, eine stabile Verbindung zu ihm aufzubauen. Er kann nur über die Muttersonde Rosetta Daten senden oder empfangen. Zuletzt gelang es am 9. Juli 2015, für mehrere Minuten in Funkkontakt zu treten, wobei nur technische Daten den Zustand des Landers betreffend übermittelt wurden. Das unvorhersehbare Verhalten von Philae deutet auf einen möglichen Defekt in einem der Empfänger des Landers hin.

Für die Zeit um die dichteste Annäherung von 67P an die Sonne plant die ESA keine speziellen Beobachtungen. Rosetta wird ihre Routinemessungen vornehmen und mit ihren Bildern die Aktivität dokumentieren. Die Forscher des Rosetta-Teams gehen davon aus, dass der Komet auch nach Durchlaufen des geringsten Abstands zur Sonne für mehrere Wochen eine deutlich gesteigerte Aktivität zeigen wird. Die von der Sonne eingestrahlte Wärme benötigt nämlich eine gewisse Zeit, um tiefer in den Kern einzudringen und ihn aufzuheizen. Gespannt blicken die Forscher auf einen rund 500 Meter langen Riss in der schmalen Halsregion des Kerns – wird sich hier eine erhöhte Aktivität zeigen wie etwa Gasfontänen, oder brechen Stücke aus dem Kern heraus? Sehr unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen ist es, dass der Kern in diesem Bereich vor Rosettas Kameraaugen auseinanderbrechen könnte. Das wäre wirklich spektakulär und auch für die Forscher äußerst interessant, denn dann würde absolut frisches Kometenmaterial frei gelegt, auf das noch nie ein Sonnenstrahl fiel.

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