Rosetta: Raumsonde stürzt erfolgreich auf Kometen
Der letzte Arbeitstag der Kometensonde Rosetta endete erfolgreich: Um 13.20 Uhr heute Mittag verkündete das Missionsteam die Landung des Raumfahrzeugs – und damit ihr Ableben. Gestern Abend um 22.50 Uhr mitteleuropäischer Zeit erreichte ein Funksignal das Raumfahrzeug, das Rosetta mit etwa 30 Zentimeter pro Sekunde auf den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko zudriften ließ. Als die Sonde heute etwa gegen 1 Uhr auf dem Kometenkern aufsetzte, hatte sich ihre Geschwindigkeit durch die Gravitation von 67P etwa verdreifacht – vermutlich genug, um Rosetta zu beschädigen. Die plötzliche Lageänderung löste das letzte Kommando aus, das die Sonde jemals erhalten wird: sich abzuschalten.
Rosettas Flug zum Kometen und vor allem das Absetzen des Landers Philae – der mit der ersten weichen Landung auf einem Kometenkern Raumfahrgeschichte schrieb – war eine wissenschaftliche und technische Glanzleistung und nicht zuletzt ein enormer Prestigegewinn für die Europäische Raumfahrtagentur ESA. Weiche Landungen auf Himmelskörpern waren bisher nicht eben die große Stärke der Europäer. Auch auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit hat die Organisation von der NASA gelernt: Nahezu in Echtzeit waren die aktuellen Bilder des Kometen 67P erhältlich – dass die Aufnahmen außerordentlich spektakulär sind, hat ebenfalls nicht geschadet.
Wie niedlich darf eine Raumsonde sein?
Schon die weltweite Anteilnahme an der Philae-Landung verdeutlicht einen weiteren Trend: Die robotischen Raumfahrzeuge werden immer menschlicher. Das reicht von den als "tapfer" beschriebenen Mars-Rovern Spirit und Opportunity bis zu den auch im Titelbild dieses Artikels gezeigten Stoffpuppen, in denen Philae als freches Kind von Rosetta erscheint. Selbst Rolf Densing, Chef des ESOC in Darmstadt, ließ es sich nicht nehmen, die beiden einige hundert Millionen Kilometer entfernten Maschinen mit "Well done Rosetta, well done Philae" direkt anzusprechen. Die robotische Raumfahrt erobert sich eine emotionale Sphäre jenseits wissenschaftlicher und technischer Faszination, die bislang der bemannten Raumfahrt vorbehalten schien.
Anders als die Mars-Rover der NASA, die weit über ihre eigentlich geplante Lebensdauer immer noch Daten sammeln, war das Ende von Rosetta jedoch unvermeidlich. Der Komet, den sie begleitete, entfernt sich immer weiter von der Sonne – mehr als das Dreifache der Entfernung zwischen Sonne und Erde liegen nun zwischen Rosetta und der Sonne. Gleichzeitig wird es weiter außen immer kälter. Die Elektronik in der Sonde musste beheizt werden, was immer mehr der knapper werdenden Stromreserve kostete.
Hard to believe after 12.5 years this is the last NavCam #CometWatch image I'll ever take of #67P! From ~15.4km: https://t.co/h4dUoBl24Zpic.twitter.com/6M9K8bWWtE
— ESA Rosetta Mission (@ESA_Rosetta) 30. September 2016
Rosettas Schicksal war also bereits von Anfang an besiegelt. Der geplante Absturz versprach zum Abschluss die maximal mögliche wissenschaftliche Ausbeute, bevor die Sonde – wie schon der Lander Philae – für immer verstummt. Gas, Plasma, Staub und Oberflächentemperatur vermaß die Sonde bis zum Aufprall, die letzten Bilder der Kameras zeigen ein Geröllfeld, Rosettas letzte Ruhestätte. Mit dem Ende der Mission allerdings beginnt erst die wirklich spannende Phase, denn wissenschaftlich waren Rosetta und Philae außerordentlich ertragreich. Die Datenauswertung hat gerade erst begonnen und wird sich noch über Jahre hinziehen.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben