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Raumsonden: Dunkle Wolken über gemeinsamen Programmen von NASA und ESA

Die Finanzkrise in den USA hat auch konkrete Folgen für die gemeinsamen Programme von NASA und ESA zur Erforschung des Sonnensystems und darüber hinaus. Die meisten Missionen werden verschoben, verkleinert oder gar ganz aufgegeben.
Europa Jupiter System Mission
In diesem Jahrzehnt wollten die Europäische Raumfahrtbehörde ESA und ihr US-amerikanisches Gegenstück NASA noch intensiver in der unbemannten Raumfahrt kooperieren als bislang. Unter anderem waren gemeinsame Raumsonden zum Mars, zum Jupiter und zur Sonne geplant, außerdem sollten das Internationale Röntgenobservatorium IXO und das Gravitationswellenexperiment LISA vorangetrieben werden.

Aber derzeit sieht es gar nicht gut für diese Programme aus, die tief in der Finanzkrise steckenden USA müssen bei ihren Staatsausgaben sparen, koste es was es wolle. Davon bleibt nun auch die NASA nicht verschont. Eines der ersten Opfer ist das James Webb Space Telescope, das direkt auf der Abschussliste des US-Kongresses steht (wir berichteten).

Europa Jupiter System Mission | Um das Jahr 2020 herum sollten sich zwei Raumsonden von der Erde zum Jupiter aufmachen, um gemeinsam die Galileischen Jupitermonde im Detail zu erforschen. Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA sollte dabei den Ganymede Orbiter (rechts) bauen, während die US-Raumfahrtbehörde NASA den Jupiter Europa Orbiter fertigen wollte, der die Monde Europa und Io erkunden sollte. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass diese Pläne verwirklicht werden.
Nun hat hat es auch den Vorschlag für eine aufwendige Mission zum Jupiter erwischt, die Europa Jupiter System Mission (EJSM) oder Laplace. Das Projekt sah um 2020 den Start von zwei Sonden zum Jupiter vor, welche die Galileischen Monde im Detail kartieren sollten. Eine Sonde wäre von der ESA gebaut worden und hätte die Monde Ganymed und Callisto erforscht, während sich die NASA-Sonde den beiden inneren Monden Europa und Io widmen sollte. Allerdings sah der Kostenvoranschlag für den Jupiter Europa Orbiter eine Summe von satten 4,7 Milliarden Dollar voraus, was derzeit als nicht finanzierbar gilt.

Nun sucht die NASA nach Möglichkeiten, zumindest einen Teil der Untersuchungen mit einer billigeren Raumsonde zu realisieren. Zudem wird gemeinsam mit der ESA überlegt, ob sich der europäische Ganymed Orbiter nicht auch um den Nachbarmond Europa kümmern kann. Allerdings ist auch bei der ESA nicht klar, ob eine Raumsonde zu den äußeren Galileischen Monden überhaupt zu finanzieren ist, diese Entscheidung wird erst im Spätherbst dieses Jahres fallen.

Die Marspläne von ESA und NASA | In den Jahren 2016 und 2018 sollten sich nach den gemeinsamen Plänen von ESA und NASA vier Raumsonden zum Mars aufmachen. Zuerst der Trace Gas Orbiter (oben) mit einer Landesonde zur Erprobung des Landeverfahrens und zwei Jashre später zwei unterschiedlich ausgestattete Marsrover zur Erkundung des Marsbodens. Derzeit ist nur der Bau des Trace Gas Orbiters sicher, alle anderen Sonden stehen derzeit aus finanziellen Gründen zur Disposition.
Ganz übel sieht es derzeit mit den gemeinsamen Flügen zum Mars im Jahr 2018 aus. Bis vor kurzem planten die beiden Raumfahrtbehörden gemeinsam im Programm ExoMars zwei Rover zum Roten Planeten zu schicken, die sich in ihrer Instrumentierung deutlich unterscheiden sollten. Ursprünglich sollte ExoMars ein rein europäisches Programm zur Erkundung des Mars sein, aber die ständig steigenden Kosten legten eine intensive Zusammenarbeit mit der NASA nahe, die in diesem Bereich sehr viel Erfahrung einbringen kann. Die NASA wollte sich mit rund 2,2 Milliarden US-Dollar an ExoMars beteiligen, jetzt hat sie ihre Zusage bereits um rund 700 Millionen Dollar gekürzt.

Derzeit sieht es nicht danach aus, das im Jahr 2018 zwei Rover zum Mars aufbrechen. Stattdessen schlägt die NASA nun vor, ein zweites modifiziertes Exemplar ihrer neuesten Sonde Mars Science Laboratory (MSL) oder "Curiosity" zu bauen, das dann auch mit wissenschaftlichen Instrumenten aus Europa ausgestattet werden soll. Damit würde allerdings der Hauptanreiz für die ESA zum Mars zu fliegen, wegfallen, da dann die kritischen Technologien für die Landung auf dem Roten Planeten in den Händen der USA blieben. Somit ergibt sich für Europa keine Gelegenheit, auch in diesem Bereich mit den USA gleich zu ziehen.

Im November dieses Jahres soll der Marsrover "Curiosity" zum Roten Planeten aufbrechen und dort im August 2012 ankommen (wir berichteten). Im Jahr 2013 soll dann der Orbiter MAVEN folgen, der vor allem die Atmosphäre, Ionosphäre und ihre Wechselwirkungen mit dem Sonnenwind untersuchen soll. Drei Jahre später möchte die ESA den ExoMars Trace Gas Orbiter zum Roten Planeten schicken, der vor allem die chemische Zusammensetzung der Marsatmosphäre und ihrer Spurengase im Visier hat. Nach den derzeitigen Plänen soll dieser Orbiter eine Landekapsel mit sich führen, mit deren Hilfe die ESA die Landung auf dem Roten Planeten erproben möchte. Aber auch hieraus dürfte wohl nichts werden.

Nun bleibt abzuwarten, was aus den noch vor Kurzem aktuellen Visionen für die gemeinsame Forschung im All wird, derzeit sind jedoch die Aussichten für die Weltraumforschung mehr als trübe.

Tilmann Althaus
  • Quellen
AWST, 8. August 2011

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