News: Re: $$$Werden Sie schnell reich!!!$$$
Und Spam – übrigens ursprünglich nur die englische Bezeichnung für eine wenig appetitliche Press-Fleisch-Konserve – nimmt tatsächlich überhand: Das Marktforschungsunternehmen NetValue ermittelte zuletzt, dass von allen E-Mails, die die deutschen Internetnutzer im Dezember 2001 erhalten hatten, durchschnittlich 31,2 Prozent unerwünschte Werbemails waren. Deren Anteil stieg damit in knapp einem Jahr um fast zehn Prozent.
Seit längerem schon bekämpft man die steigende Spam-Flut mit Filterprogrammen, die den eigentlichen elektronischen Postfächern vorgeschaltet wurden. Jede ankommende Mail wird von solchen Filtern nach bestimmten verräterischen Zeichenfolgen durchleuchtet, die auf eine Werbemail hindeuten – und gelöscht, wenn der Nutzer es wünscht.
Diese Filterprogramme erweisen sich aber oft nur kurze Zeit als praktisch: Meist wechseln die Versender der Massenmails ihre entlarvende Absenderadresse laufend und variieren die Betreffzeilen, so dass man trotz Filter die Werbebotschaft zumindest einmal erhält. Es ist deswegen auch kaum sinnvoll, seine Abwehrfilter überhaupt wieder mühsam auf die kurzlebige neue Spamvariante zu justieren. Ein Rüstungswettlauf, bei dem der geplagte Reklame-Leidtragende viel Mühe, aber kaum eine Chance hat.
Die neueste Generation der Anti-Spam-Technologie, Codename Folsom, verspricht jetzt, die Waagschale wieder zu Gunsten der Werbeopfer zu neigen. Für seine Entwicklung waren Vipul Ved Prakash sowie Jordan Ritter verantwortlich – einem derjenigen, der auch am Aufbau der legendär erfolgreichen Internet-Musiktauschbörse Napster beteiligt war. Was beim "napstern", dem Musikfile-Austauschen zwischen einzelnen Nutzern, funktioniert hat, soll jetzt auch die Basis der Spamabwehr sein: ein Peer-to-Peer-Konzept.
Die Grundlage dieser Technik ist, vereinfacht gesagt, dass der Computer eines Internetnutzers dem eines anderen bestimmte Dienstleistungen wechselseitig sowohl anbietet als auch abnimmt. Die Peer-to-Peer-Komponenten der neuen Spam-Filter basieren auf einem kostenlosen Programm namens Razor.
Sobald ein Internetnutzer eine Spam-Mail erhalten und sie als solche markiert hat, sorgt Razor dafür, dass diese Informationen sofort automatisch an andere Netzknotenpunkte und von dort an alle anderen Nutzer übermittelt werden. Die einmal enttarnte Reklamepost kann daraufhin effizient gefiltert und entsorgt werden.
Das funktioniert offenbar prima: Die Entwickler konnten bei ihren Tests aus einem E-Mail-Strom, der etwa 40 bis 60 Prozent Spam enthielt, nahezu alle Reklame herausfiltern – und dass, ohne nennenswerte Mengen von eigentlich wichtiger Post versehentlich mit zu entfernen.
John Mozena von der Anti-Spam-Organisation Coalition Against Unsolicited Commercial Email (CAUCE) hält daher die neue Technik auch für "ein sehr interessantes Konzept", warnt aber zugleich davor, dass Spam-Versender sich immer schnell an Gegenmaßnahmen angepasst hätten. Um ihnen dies möglichst zu erschweren, machten die Programmierer das Filterprogramm zusätzlich lernfähig: Es benutzt Wortfolgen und Formulierungen aus erkannten Spam-Mails, um neue Reklamepost erkennen zu können.
Ein entscheidender Fortschritt zu den Vorgängerfiltern, die immer nur genau definierte Zeichenfolgen erkennen konnten. Wie die Lernroutinen des Programmes genau arbeiten, halten Ritter und Prakash vorerst geheim, damit Spam-Versender nicht schon vor der im nächsten Jahr geplanten Serieneinführung von Folsom an Gegenmaßnahmen arbeiten können. Bleibt zu hoffen, das sie damit den Rüstungswettlauf tatsächlich gewinnen können.
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