Feinstaub: Reduktion mit unerwarteten Nebenwirkungen
Drastische Maßnahmen gegen die Feinstaubbelastung in chinesischen Städten haben eine unvorhergesehene Nebenwirkung: Die Belastung mit Ozon ist deutlich gestiegen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Ke Li von der Nanjing University of Information Science and Technology in »PNAS«. Daten von etwa 1000 Messstationen aus den Jahren vor 2013, als Chinas offizieller Aktionsplan gegen Luftverschmutzung in Kraft trat, bis 2017 zeigen einen Zusammenhang zwischen dem drastischen Rückgang von Partikeln mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser und zunehmenden Ozonkonzentrationen.
Ursache des Effekts ist die veränderte Atmosphärenchemie: Die Partikel fangen das Sauerstoffradikal HO2 ab, das eine Zwischenstufe bei der Bildung des Ozons ist. Je weiter die Feinstaubkonzentration sinkt, desto mehr Radikale stehen für Ozon zur Verfügung. Um fast 40 Prozent weniger Feinstaub ist seit 2013 in der Luft chinesischer Städte, dafür steigt die Ozonkonzentration pro Jahr im Schnitt um etwa 2 bis 6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Die Ozonbelastung ist in Ostchina ein erhebliches Problem. Die Konzentrationen liegen teilweise deutlich über dem vorgegebenen Höchstwert von 160 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft.
Die Fachleute betonen, dass das Problem keineswegs die sinkenden Feinstaubkonzentrationen sind. Diese Partikel müssten weiter reduziert werden. Zusätzlich sei jedoch ein stärkerer Fokus auf die eigentliche Ursache der Ozonbelastung nötig: einerseits Stickoxide, andererseits flüchtige Organische Verbindungen. Beide stammen überwiegend aus Verbrennungsmotoren und erzeugen unter UV-Licht über komplexe Reaktionsketten Ozon.
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