News: Regeneration nach dem Herzinfarkt
Piero Anversa vom New York Medical College hatte mit seinen Kollegen insgesamt 23 Patienten kardiale Myozyten – Herzmuskelzellen – entnommen. 13 Versuchspersonen hatten vor vier bis zwölf Tagen einen Herzinfarkt erlitten, die anderen waren von keinerlei Herz-Kreislauferkrankung betroffen. Die Forscher entnahmen die Herzmuskelzellen sowohl aus der Randzone des vom Infarkt geschädigten Gewebes als auch aus ferneren Bereichen.
Unter dem hochauflösenden konfokalen Mikroskop entdeckten die Forscher verschiedene Hinweise auf Zellteilungen. So konnten sie die Expression des Poteins Ki67 nachweisen, das Ausdruck ist für sich teilende Zellen. Außerdem gelangen ihnen Aufnahmen struktureller Indikatoren für mitotische Teilungen, bei denen aus Mutterzellen je zwei identische Tochterzellen hervorgehen. Sie beobachteten Spindelapparate und typische Zelleinschnürungen, wie sie im Zusammenhang mit der ungeschlechtlichen Zellteilung auftreten.
Anversa und seine Mitarbeiter quantifizierten ihre Beobachtungen mithilfe des so genannten mitotischen Index. Er beschreibt die Zahl der Zellen, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Teilung befinden. Im Vergleich zu den normalen Herzmuskelzellen lag dieser Zellteilungsindex im direkten Umfeld des infarktgeschädigten Gewebes bis zu 70-mal höher. In größerer Entfernung war der Index immer noch um das 24-fache erhöht.
Jetzt gilt es, die Zellen genauer zu identifzieren. Handelt es sich dabei einfach um ausdifferenzierte Zellpopulationen, die ihre Fähigkeit zur Teilung beibehielten oder gibt es im Herzgewebe womöglich auch Stammzellen, undifferenzierte Zellen, aus denen prinzipiell jedwedes Gewebe entstehen kann? Letzteres scheint zumindest nicht unmöglich, denn Anfang April 2001 berichtete eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Piero Anversa bereits von Stammzellen aus den Knochen von Mäusen, die im Herzen zu funktionierenden Myozyten und Koronargefäßen heranwuchsen.
Kollegen von Anversas Arbeitgruppe halten diese Forschungen für den bislang weitreichendsten Nachweis für die Regenerationsfähigkeit von Herzmuskelzellen nach einem Infarkt. Schon seit einigen Jahren haben Wissenschaftler dies nicht mehr vollkommen ausgeschlossen, jetzt liegen all ihre Hoffnungen auf der Identifizierung eindeutiger Stammzellen. Dies wäre für die Vorbeugung und Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen ein maßgeblicher Schritt.
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