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Regenwald: Abholzung am Amazonas geht deutlich zurück

In den ersten Monaten der Amtszeit von Präsident Lula wurde deutlich weniger Amazonasregenwald vernichtet als im Vorjahr. Doch die Krisenmonate stehen erst an.
Abholzung in Amazonien

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, kurz Lula, ist sein Amt mit dem Versprechen angetreten, die Vernichtung des Amazonasregenwalds in seinem Land zu stoppen und möglichst zu beenden. Aktuelle Zahlen zeigen nun, dass die Rodungsraten in den ersten Monaten seiner Regierungszeit tatsächlich deutlich zurückgegangen sind. Wie das Nationale Institut für Weltraumforschung Brasiliens verkündete, ging die Abholzung in den ersten fünf Monaten 2023 um mehr als 30 Prozent verglichen mit dem Vorjahr zurück. Im April lag die Entwaldung sogar um mehr als zwei Drittel unter dem April 2022, im Mai allerdings nur um 10 Prozent. Unter seinem Vorgänger Jair Bolsonaro hatte die Vernichtung des Ökosystems dagegen um rund 60 Prozent verglichen mit dem Regierungszeitraum seines Vorgängers zugenommen.

Bolsonaro hatte aktiv zur Landnahme und Abholzung im Amazonasbecken ermuntert, zahlreiche Umweltgesetze aufgehoben oder entschärft und Umweltbehörden die finanziellen Mittel gestrichen. Zu den ersten Maßnahmen Lulas gehörte es dagegen, diese Institutionen wieder zu stärken und mit den nötigen Geldern auszustatten. Seit Jahresanfang greifen offizielle Stellen daher wieder strenger bei Verstößen gegen Umweltauflagen durch und ahnden Rechtsbrüche mit teils harten Strafen. Seitdem kam es zu einem starken Rückgang an Alarmmeldungen, wenn Abholzungen via Satellit entdeckt werden.

Anfang Juni 2023 hat Lula zudem seinen Plan vorgestellt, mit dem er die illegale Entwaldung bis 2030 stoppen möchte. Dabei helfen soll unter anderem der Amazon Fund, den internationale Partner bislang mit mehreren hundert Millionen Euro zum Schutz des Ökosystems ausgestattet haben. Außerdem erarbeitet ein Komitee des brasilianischen Senats ein Vorhaben, mit dem Brasilien als Klimaschutzmaßnahme Geld einsammelt, wenn das Land im Gegenzug seinen Wald schützt.

Ob die gebremste Entwaldung in Amazonien aber nur eine kurze Verschnaufpause war, werden die kommenden Wochen zeigen. In der Region steht die Trockenzeit an, die zur Brandrodung intensiv genutzt wird. Verschärfend kommt El Niño hinzu, denn die Wetteranomalie verstärkt Trockenheit im Amazonasbecken: Nach drei Jahren La Niña steht nun ein Wechsel der Bedingungen bevor.

Die erbittertsten Widersacher für den Waldschutz finden sich jedoch im brasilianischen Kongress, der von Gefolgsleuten Bolsonaros beherrscht wird und in dem viele Mitglieder enge Beziehungen zur Agrarindustrie aufweisen. Sie haben bereits Gesetze eingebracht, die zum Beispiel den Umweltbehörden weniger Zugriffsrechte auf Landbesitzdaten einräumen sollen oder die das Ausweisen neuer Schutzgebiete für Indigene erschweren oder ganz verhindern. Zudem agieren im Amazonasbecken inzwischen teils schwer bewaffnete Banden, die etwa den illegalen Gold- und Holzhandel dominieren.

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