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News: Reine Luft für lange Tunnel

Forscher der Universität Hamburg haben einen Biokatalysator für große Abluftmengen entwickelt. Bakterien zersetzen die zum Beispiel in Verkehrstunneln anfallenden Stickoxide. Das Verfahren wird derzeit in einer Pilotanlage im Hamburger Elbtunnel erprobt.
Große Ventilatoren treiben stündlich rund 3000 Kubikmeter konzentrierter Stau-Abgase in den ersten Bio-Katalysator für Tunnelstrecken. "Die Abluft strömt durch Bündel von Hohlfasern", erklärt Michael Hinz vom Institut für allgemeine Botanik der Universität Hamburg. Die Schadstoffe diffundieren dabei durch die Wand der Polypropylen-Fasern. Der Clou des neuen Verfahrens: Bakterien auf der Außenseite der Röhrchen fressen die schädlichen Stickoxide schlichtweg auf.

Das gefräßige Helferlein "Mycobacterium fujisawaense" ist keine Kreation der Gentechnik, sondern kommt überall in der Natur vor und zeichnet sich durch seinen besonderen Appetit auf Stickoxide aus. "Die Bakterien nutzen die Schadgase als Stickstoffquelle zur Bildung von Eiweißen – sie wachsen einfach", berichtet Hinz. Mit beachtlichem Ergebnis: Bis zu 99,5 Prozent der gefilterten Abgas-Stickoxide wurden durch die Bakterien in den Versuchsanlagen eliminiert. In einer späteren Phase des Versuchs soll eine weitere Bakterienart hinzukommen, die Kohlenmonoxid unschädlich macht.

Derzeit untersuchen die Wissenschaftler den Einsatz des Katalysators direkt an den Tunnelwänden. Damit könnte auf zusätzliche Gebäude verzichtet werden. Eine Abluftreinigungsanlage für den kompletten Elbtunnel bräuchte allerdings ein Vielfaches der Kapazität gegenüber der Pilotanlage. Anstelle der bisherigen 3000 Kubikmeter müßte sie etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Abluft bewältigen. Ob die umweltfreundliche Technologie tatsächlich eines Tages zum Einsatz kommt, hängt von den Kosten ab. Alleine die Versuchsanlage hat bisher 1,5 Millionen Mark verschlungen, die Kosten einer Großanlage seien, so Hinz, kaum abzuschätzen.

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