Rezension: Reise ins Unbekannte
Meriwether Lewis und William Clark traten im Jahr 1804 ihre berühmte Expedition zu dem unbekannte Terrain jenseits des Mississipi an. Das Tagebuch der beiden Entdecker liegt jetzt in deutscher Übersetzung vor.
Im März 1803 hatte der US-Präsident Thomas Jefferson Napoleon und damit Frankreich das riesige Gebiet zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains für gerade einmal 15 Millionen US-Dollar abgekauft und damit das US-Hoheitsgebiet mehr als verdoppelt. Natürlich sollte das unbekannte Terrain nun erforscht, den Indianern und den dort lebenden europäischen Händlern die neuen Machtverhältnisse klar gemacht und die USA als neue Handelsmacht eingeführt werden. Mit dieser schwierigen Mission wurden die beiden Offiziere Meriwether Lewis und William Clark betraut, die im Mai 1804 mit einem militärischen Trupp zu ihrer abenteuerlichen Fahrt auf dem Missouri zu den Rocky Mountains und weiter über die Berge zum Pazifik hin aufbrachen.
Sorgfältig notierten die beiden Offiziere nicht nur ihre Erlebnisse, sondern alles, auch anscheinend Nebensächliches, das sie unterwegs kennenlernten. Lewis und Clark beschrieben eine Welt, in die noch kein Weißer einen Fuß gesetzt hatte: Hunderte von bislang unbekannten Pflanzen und Tieren, gigantische Büffelherden und Atem beraubende Landschaften. Als die Männer schließlich nach 6500 Kilometern im September 1806 wieder in St. Louis eintrafen, wurden sie deshalb auch wie Helden gefeiert.
Die Lewis&Clark-Expedition stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der USA dar. Der Erwerb riesiger Ländereien zwischen Mississippi und den Rocky Mountains und der durch die Expedition manifestierte Anspruch auf die Region jenseits der Berge bis zum Pazifik legte den Grundstein für die Entwicklung der USA. Lewis und Clark gelten als die Wegbereiter der Besiedelung des Westens. Da Menschen unterschiedlichster Herkunft hier ihre Heimat fanden, handelt es sich auch nicht um eine rein US-amerikanische Episode, sondern um eine der bedeutendsten Expeditionen – das sah auch der deutsche Dichter Arno Schmidt so, der von einer "der großen Reisen der Menschheit" sprach.
Das von Lewis und Clark sorgfältig geführte Tagebuch, das erst in jüngster Zeit durch den Wissenschaftler Gary Moulton in einer fundierten englischen Fassung vorgelegt wurde, diente in ihren unzulänglichen alten Ausgaben dennoch der Literatur als Informations- und Inspirationsquelle. So griff James Fenimore Cooper bei der Vollendung seines Lederstrumpf-Romans "Die Prärie" darauf zurück, und Edgar Allan Poe kopierte sie im "Tagebuch des Julius Rodman" sogar. Auch Schmidt liebte ihr "permanentes Gemisch aus Windespfeifen & Grasgewischel; das, wer es einmal vernommen hat, nicht mehr missen möchte", rühmte sie als "ein Buch wie Homer!" und forderte eine deutsche Übersetzung.
Diese hat nun Friedhelm Rathjen, Schmidt-Kenner und Übersetzer – unter anderem von James Joyce, Hermann Melville und Mark Twain –, vorgelegt. Rathjen hat aus der vorliegenden umfangreichen Textmasse eine Auswahl getroffen und Tag für Tag vom 13. Mai 1804 bis zum 26. September 1806, abgehandelt. Im Nachwort gibt Rathjen zudem einen Überblick über die Geschichte der Expedition und der Tagebücher sowie ihre literarische Wirkung auf Cooper, Poe und Schmidt. Eine umfangreiche Bibliografie und ein Lexikon runden den Band ab.
An der grandiosen Übersetzung von Rathjen, der es sogar versteht, die orthografischen Fehler und den knappen Stil der Tagebuchaufzeichnungen ins Deutsche zu übertragen, hätte auch Schmidt seine Freude gehabt. Dem deutschen Leser eröffnet sich mit dem Buch endlich die Gelegenheit, die Landnahme auf den Spuren der Expedition hautnah nachzuempfinden – ohne mühevoll auf die schwer zu lesenden Originaltexte zurückgreifen zu müssen. Nach einer kurzen Einlesephase taucht der Leser in eine ferne und faszinierende Welt ein und glaubt selber mit dabei zu sein.
Nicht nur der Lesespass und der zugehörige Nachdruck der damals von Clark gezeichneten und von Samual Harrison 1814 in Kupfer gestochenen Karte des unbekannten Westens lohnen den Kauf dieses Buches. Auch die Aufmachung des im Verlag Zweitausendeins, der für Ungewöhnliches bekannt ist, erschienen Bandes ist grandios: Es handelt sich um eine einmalige, limitierte und nummerierte Ausgabe, deren Ausstattung – Fadenheftung, Halbleinen mit marmoriertem Deckelüberzug und silbernem Kopfschnitt – das Buch angenehm aus der derzeit den Buchmarkt überschwemmenden Massenware heraushebt.
Sorgfältig notierten die beiden Offiziere nicht nur ihre Erlebnisse, sondern alles, auch anscheinend Nebensächliches, das sie unterwegs kennenlernten. Lewis und Clark beschrieben eine Welt, in die noch kein Weißer einen Fuß gesetzt hatte: Hunderte von bislang unbekannten Pflanzen und Tieren, gigantische Büffelherden und Atem beraubende Landschaften. Als die Männer schließlich nach 6500 Kilometern im September 1806 wieder in St. Louis eintrafen, wurden sie deshalb auch wie Helden gefeiert.
Die Lewis&Clark-Expedition stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der USA dar. Der Erwerb riesiger Ländereien zwischen Mississippi und den Rocky Mountains und der durch die Expedition manifestierte Anspruch auf die Region jenseits der Berge bis zum Pazifik legte den Grundstein für die Entwicklung der USA. Lewis und Clark gelten als die Wegbereiter der Besiedelung des Westens. Da Menschen unterschiedlichster Herkunft hier ihre Heimat fanden, handelt es sich auch nicht um eine rein US-amerikanische Episode, sondern um eine der bedeutendsten Expeditionen – das sah auch der deutsche Dichter Arno Schmidt so, der von einer "der großen Reisen der Menschheit" sprach.
Das von Lewis und Clark sorgfältig geführte Tagebuch, das erst in jüngster Zeit durch den Wissenschaftler Gary Moulton in einer fundierten englischen Fassung vorgelegt wurde, diente in ihren unzulänglichen alten Ausgaben dennoch der Literatur als Informations- und Inspirationsquelle. So griff James Fenimore Cooper bei der Vollendung seines Lederstrumpf-Romans "Die Prärie" darauf zurück, und Edgar Allan Poe kopierte sie im "Tagebuch des Julius Rodman" sogar. Auch Schmidt liebte ihr "permanentes Gemisch aus Windespfeifen & Grasgewischel; das, wer es einmal vernommen hat, nicht mehr missen möchte", rühmte sie als "ein Buch wie Homer!" und forderte eine deutsche Übersetzung.
Diese hat nun Friedhelm Rathjen, Schmidt-Kenner und Übersetzer – unter anderem von James Joyce, Hermann Melville und Mark Twain –, vorgelegt. Rathjen hat aus der vorliegenden umfangreichen Textmasse eine Auswahl getroffen und Tag für Tag vom 13. Mai 1804 bis zum 26. September 1806, abgehandelt. Im Nachwort gibt Rathjen zudem einen Überblick über die Geschichte der Expedition und der Tagebücher sowie ihre literarische Wirkung auf Cooper, Poe und Schmidt. Eine umfangreiche Bibliografie und ein Lexikon runden den Band ab.
An der grandiosen Übersetzung von Rathjen, der es sogar versteht, die orthografischen Fehler und den knappen Stil der Tagebuchaufzeichnungen ins Deutsche zu übertragen, hätte auch Schmidt seine Freude gehabt. Dem deutschen Leser eröffnet sich mit dem Buch endlich die Gelegenheit, die Landnahme auf den Spuren der Expedition hautnah nachzuempfinden – ohne mühevoll auf die schwer zu lesenden Originaltexte zurückgreifen zu müssen. Nach einer kurzen Einlesephase taucht der Leser in eine ferne und faszinierende Welt ein und glaubt selber mit dabei zu sein.
Nicht nur der Lesespass und der zugehörige Nachdruck der damals von Clark gezeichneten und von Samual Harrison 1814 in Kupfer gestochenen Karte des unbekannten Westens lohnen den Kauf dieses Buches. Auch die Aufmachung des im Verlag Zweitausendeins, der für Ungewöhnliches bekannt ist, erschienen Bandes ist grandios: Es handelt sich um eine einmalige, limitierte und nummerierte Ausgabe, deren Ausstattung – Fadenheftung, Halbleinen mit marmoriertem Deckelüberzug und silbernem Kopfschnitt – das Buch angenehm aus der derzeit den Buchmarkt überschwemmenden Massenware heraushebt.
Meriwether Lewis und William Clark: "Tagebuch der ersten Expedition zu den Quellen des Missouri, sodann über die Rocky Mountains zur Mündung des Columbia in den Pazifik und zurück, vollbracht in den Jahren 1804-06"
Deutsche Erstausgabe, herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Friedhelm Rathjen; Verlag Zweitausendeins, Frankfurt 2003, 656 Seiten
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.