News: Rekonstruktion eines Unfallhergangs
Denn eigentlich hatte sich der Verkehr innerhalb des Sonnensystems in jener Zeit weitgehend geregelt. Die Planeten-Bahnen waren stabil und die Reste, die nach ihrer Entstehung übrig blieben, kreisten einigermaßen sicher im Asteroidengürtel in der großen Lücke zwischen Mars und Jupiter. Ganz jenseits der Planeten, im Kuiper-Gürtel und in der Oortschen Wolke, hatten sich die Kometen zusammengefunden.
Doch bisweilen kommt eines zum anderen, und ein kleiner Schlenker kann zum katastrophalen Unfall führen. Bruce Runnegar von der University of California in Los Angeles und seine Kollegen wollten eigentlich langfristige Klimaschwankungen infolge von Veränderungen der Erdbahn modellieren, als ihnen auffiel, dass sich die Bahnen von Merkur, Erde und Mars am Ende der Kreidezeit mit einem Mal verändert hatten – Veränderungen, die so winzig waren, dass sie selbst mit heutigen Mitteln nicht messbar wären, die aber vielleicht folgenschwere Auswirkungen hatten.
Warum diese Planeten minimal aus der Bahn gerieten, ist wahrscheinlich allein Folge des chaotischen Charakters der Natur. Winzige Unregelmäßigkeiten in den Kräfteverhältnissen zwischen Sonne und den Planeten könnten sich gegenseitig verstärkt haben und den Planeten einen Schlag versetzt haben – ein kreidezeitlicher Schmetterlings-Effekt sozusagen.
Auf jeden Fall ist eigentümlich, dass alle Simulationen – an denen die Computer übrigens bis zu sechs Monate lang rechneten – zu dem gleichen Ergebnis kamen: An der Kreide-Tertiär-Grenze geriet der Verkehr durcheinander, und so liegt nahe, dass derart unerwartete Spurwechsel der Planeten auch Auswirkungen auf die Asteroiden hatten. Wenigstens einer wäre dann nach Meinung der Forscher aus seiner Bahn im Asteroidengürtel geraten – und direkt in die Erde gerammt.
Runnegar kann sogar die Herkunft des Unfallgegners eingrenzen. Ein eisiger Komet wäre es demnach wohl nicht gewesen, der Forscher hat vielmehr den Asteroidengürtel im Visier. Dort gibt es eine Untergruppe – die Hungarias –, die unter dem Einfluss des Merkurs steht. Aufgrund der langen Rechenzeiten ist allerdings noch nicht klar, wie wahrscheinlich dieses Szenario ist.
"Wunderschöne Theorie, ich weiß nur nicht, was ich davon halten soll", meint Paul Olson von der Columbia University in New York und spricht aus, was viele denken. Die Übereinstimmung beider Ereignisse – der Störung der planetaren Bahnen und des Endes der Dinosaurier – ist immerhin erstaunlich, nur kann bisher niemand sagen, ob es sich hierbei genauso verhält, wie mit dem Verkauf von Sonnenbrillen, der im Sommer ansteigt, aber eben nicht ursächlich mit dem steigenden Konsum von Eiscreme zusammenhängt.
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