Brasilien: Rekordabholzung im Schatten der Coronakrise
Im Schatten der Covid-19-Pandemie ist die Abholzung in Amazonien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 50 Prozent gestiegen. Darauf deuten brasilianischen Medienberichten zufolge die vorläufigen Zahlen des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) für die ersten drei Monate dieses Jahres hin.
Das Inpe wertet Satellitenbilder aus, um Abholzung und Brandrodung zu erfassen. Mit einer schnellen Erhebung untersucht es die Veränderungen des Waldes in Echtzeit. Die Zahlen des Inpe geben so auch einen Hinweis darauf, wie sich die offizielle Entwaldungsrate über ein Jahr entwickeln könnte. Die Rate bezieht sich auf den Zeitraum von August bis Juli.
Demnach sind im Januar, Februar und März 2020 796,08 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt worden. Das ist der höchste Wert, den das Inpe seit der Einführung des Systems zur schnellen Erhebung 2016 festgestellt hat. 2019 wurden für diesen Zeitraum 525,63 Quadratkilometer gemessen.
2020 dürfte die Abholzung in Amazonien weiter steigen. Umweltschützer und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kontrollen der Behörden während der Coronakrise nachgelassen haben, zugleich kommen Maßnahmen der sozialen Distanzierung nicht unbedingt in den abgelegenen Gebieten an. Mit Holzfällern und anderen Menschen erreichte das Coronavirus jedoch auch Indigene in geschützten Reservaten.
Das brasilianische Fernsehen zeigte am Sonntag Bilder einer groß angelegten Operation des brasilianischen Bundesumweltamtes (Ibama), um Holzfäller und Goldsucher aus Gebieten der Indigenen im Süden Amazoniens zu vertreiben. Einer der Direktoren des Ibama, Olivaldi Azevedo, wurde daraufhin entlassen, wie aus einer Veröffentlichung im »Diário Oficial«, einer Art Amtsblatt, am Dienstag hervorgeht.
Der rechte Präsident Jair Bolsonaro ist ein Befürworter der wirtschaftlichen Ausbeutung Amazoniens. Er geriet wegen der verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet im vergangenen Jahr in die Kritik. Umweltschützer werfen ihm vor, die Brände in Kauf zu nehmen, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen.
(dpa/jad)
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