Wetter: Rekordverdächtige Hitze und Dürre am Nordkap
Seit Anfang April herrscht über weiten Teilen Norddeutschlands und Nordeuropas praktisch die gleiche Wetterlage: stabiler Hochdruck, der sich immer wieder erneuert und nur selten kurz von Tiefdruckstörungen unterbrochen wird. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) fand die damit verbundene Hitze- und Dürrewelle in Skandinavien am Donnerstag (19. Juli) ihren vorläufigen Höhepunkt: Am Leuchtturm von Makkaur in Norwegen auf 70,7 Grad Nord, rund 500 Kilometer nördlich des Polarkreises, sank das Thermometer innerhalb von 24 Stunden nicht unter 25,2 Grad Celsius, so der DWD in einer Mitteilung. Dieser für die Region sehr hohe Minimumwert bildet einen neuen Rekord für die Arktis und Nordnorwegen.
Verursacht wurde dieser Wert durch mehrere Faktoren: Neben dem bestimmenden Hoch, das während des noch anhaltenden arktischen Polartags praktisch rund um die Uhr für Sonneneinstrahlung sorgt, strömte in den letzten Tagen aus Süden sehr warme Luft heran, die hier zusätzlich zu einem aufheizenden Föhneffekt führte. Der starke Südwind sorgt auch dafür, dass sich das lokale Land-Seewind-System dagegen nicht behaupten kann: Normalerweise weht eine frische Brise vom kühlen Nordmeer an Land und dämpft die Temperaturen.
Makkaur war nicht allein mit Rekordwerten: Im finnischen Rovaniemi erwärmte sich die Luft am vergangenen Dienstag (17. Juli) auf 32,2 Grad Celsius, so heiß war es dort seit Beginn verlässlicher Wetteraufzeichnungen noch nie zuvor. In Kevo in Lappland zeichnete man am Mittwoch (18. Juli) sogar 33,4 Grad Celsius auf, was einen Allzeitrekord seit Aufzeichnungsbeginn für Lappland bedeutet.
Die anhaltende Wärme und Dürre hat Folgen. In Schweden sind mittlerweile 15 Waldbrände außer Kontrolle; die Regierung musste die Europäische Union um Hilfe bitten: um Feuerlöschflugzeuge, die im Land nicht vorhanden sind. Die hohen Lufttemperaturen und die ungewöhnlich hohe positive Sonnenscheinbilanz haben die Ostsee aufgeheizt, die bis zu 24 Grad Celsius warm ist. Im Bottnischen Meerbusen liegen die Wassertemperaturen um bis zu acht Grad Celsius über den für diese Jahreszeit üblichen Werten, so der DWD.
Ein Ende der ungewöhnlich heißen und trockenen Witterung sei derzeit nicht in Sicht, schreibt der DWD weiter. Nach einer kurzen Schwächephase verstärke sich nächste Woche der Hochdruckeinfluss in Nordeuropa wieder. Aus Süden wird zudem weiterhin sehr warme Luft nach Norden geführt, von einer Entspannung könne also keine Rede sein. Laut dem Meteorologen Jörg Kachelmann im Schweizer »Tagesanzeiger« und basierend auf den Vorhersagen des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen könnte die außergewöhnliche Wetterperiode sogar bis Ende August anhalten – inklusive Regendefizit und Wärmeplus.
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