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Rentiere: Rentiere wechseln ihre Augenfarbe

Rentier, Huftiere, Norwegen, Weihnachten

Im Sommer ist es in Norwegen zwei Monate lang extrem und ununterbrochen hell – ebenso lang fehlt die Sonne komplett am Winterhimmel. Um die Augen an die extremen Lichtverhältnissen anzupassen, haben Rentiere ein besonderes System entwickelt, wie Forscher um Glen Jeffery von der Universität Tromsø und dem University College London nun entdeckt haben: Im Sommer reflektieren sie das Licht – im Winter streuen sie es.

Wie sie ihr Sehvermögen umprogrammieren, überprüften die Forscher um Jeffery an den Sommer- und Winteraugen von Rentieren aus der norwegischen Provinz Troms. Hierfür maßen sie die Reflexion von Licht an einer besonderen Schicht hinter der Netzhaut der Augen – dem so genannten Tapetum lucidum (TL). Die Forscher untersuchten das TL der Sommer- und Winteraugen mit spektrometrischen Messungen und entdeckten dabei, dass das TL im Sommer golden und im Winter tiefblau leuchtete. Die Sommeraugen reflektierten 95 Prozent des Lichts aus dem Auge heraus, Winteraugen hingegen nur 40 Prozent. Die Erklärung: Das Licht im Winterauge verstreut sich auf der Netzhaut und reflektiert nicht direkt aus dem Auge heraus. Dadurch wird das Rhodopsin – Fotorezeptoren, verantwortlich für das Hell- und Dunkelsehen – stärker angeregt: Die Lichtempfindlichkeit steigt stark, und die Rentiere sehen noch bei vollständiger Dunkelheit, wenn auch auf Kosten der Sehschärfe.

Damit das Licht im Winter nicht vollständig reflektiert, sondern auf die Fotorezeptoren streut, strukturiert sich das aus Kollagenbündeln bestehende TL physiologischen um. Beim Winterauge liegen die Kollagenfasern dichter beieinander, so dass einfallendes Licht in kürzeren Wellenlängen, die der Farbe Blau entsprechen, streut und das Rhodopsin trifft.

Auch Katzen, Hunde und Huftiere besitzen dieses Licht reflektierende Gewebe im Inneren des Auges, wodurch dieses in der Dunkelheit gelb leuchtet. Rentiere sind die ersten Säugetiere, von denen bekannt ist, dass sie sich solchen extremen Umweltbedingungen auch langfristig anpassen und wechseln können.

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