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Resistenzgen: Reserveantibiotikum verliert weltweit an Wirkung

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast führt zu einer steigenden Resistenz beim Menschen. Das zeigt der Fall Colistin.
Schweine-Intensivmastbetrieb in den USA

Ein Gen, das Krankheitserregern Resistenz gegen das Reserveantibiotikum Colistin verleiht, breitet sich in erschreckend hohem Ausmaß über den Globus aus. Das wurde nun auf dem Treffen der American Society for Microbiology (ASM) deutlich, wie "Nature" berichtet. Das Resistenzgen mit der Bezeichnung mcr-1 ist bereits länger bekannt: Schon vor anderthalb Jahren wurde es in Bakterien entdeckt, die Forscher aus Proben von chinesischen Mastschweinen isolierten.

Nun zeigt sich jedoch, dass es sich auch auf Bakterien in Nutztieren aus anderen Teilen der Welt übertragen hat. Fündig wurden Forscher sowohl in Brasilien als auch in Portugal. Zudem scheinen Bakterien, die im Menschen leben, das Resistenzgen ebenfalls übernommen zu haben. Damit ist die Verbreitung dieses Gens ein Paradebeispiel für den Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Antibiotika in der Tiermast und der Bildung entsprechender Resistenzen gegen solche Wirkstoffe, die ursprünglich für die Humanmedizin gedacht waren, meint Lance Price, ein Antibiotika-Forscher an der George Washington University.

Colistin wird auf Grund schwer wiegender Nebenwirkungen bei Menschen nur selten benutzt. Nur wenn kein anderes Antibiotikum mehr hilft, setzen Ärzte es als so genanntes Reserveantibiotikum ein. Dass die Resistenz dagegen von Bakterien in Nutztieren auf solche im menschlichen Mikrobiom übertragen wurde, weiß der Mikrobiologie Guo-Bao Tian von der Sun Yat-Sen University auf dem ASM-Treffen. Seine Arbeitsgruppe hat mcr-1 in den letzten fünf Jahren im Schnitt in sechs Prozent der Bevölkerung der chinesischen Stadt Guangzhou gefunden – mit steigender Tendenz. Im örtlichen Krankenhaus lag der Anteil an Menschen, die Bakterien mit mcr-1 in sich trugen, im letzten Jahr sogar bei 25 Prozent.

Andere Konferenzteilnehmer des ASM-Treffens berichten, dass mcr-1 bei 60 Prozent der getesteten Hühner in Brasilien und bei 98 Prozent der untersuchten Schweine in Portugal entdeckt wurde. Da die Forscher es auf verschiedenen DNA-Stücken und Bakterienstämmen nachweisen konnten, ist es wahrscheinlich, dass mcr-1 sehr leicht von einer zur nächsten Bakterienart hüpfen kann. Damit hat es kein Problem, sich auszubreiten, und die Bekämpfung ist entsprechend schwierig. mcr-1 ist auch nicht das einzige Resistenzgen, dem die Forscher in den untersuchten Proben begegneten: Gene, die Resistenzen gegen andere Antibiotika verleihen, zum Beispiel gegen Carbapeneme, eine andere Klasse von Reserveantibiotika, oder gegen Penicilline, wurden ebenso gefunden. Colistin ist übrigens zwischenzeitlich in Brasilien und China für die landwirtschaftliche Nutzung verboten worden. Und auch wenn eine globale Resistenz gegen Colistin noch keine Apokalypse ist, da es weitere Reserveantibiotika gibt, hofft Prince, dass der mcr-1-Fall uns wachrüttelt: Den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tiermast sollten wir überdenken.

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