Resilienz: Frühe Widerstandskraft bleibt oft nicht bestehen
Wenn Kinder Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung erleben, wirkt sich das oft negativ auf ihre psychische Gesundheit aus. Einige Betroffene tragen aber keine offensichtlichen Spuren davon – sie sind »resilient«. Diese frühe psychische Widerstandskraft besteht allerdings nicht unbedingt bis ins Erwachsenenalter fort, wie eine Studie aus den USA zeigt.
Das Team um William Copeland von der University of Vermont in Burlington analysierte die Daten einer Längsschnittstudie aus dem Südosten der Vereinigten Staaten. Darin waren rund 1200 Probandinnen und Probanden mehrfach im Alter von 9 bis 16 Jahren sowie mit 25 und 30 Jahren psychologisch untersucht worden.
Nur rund zwölf Prozent derer, die mehr als eine gravierende negative Kindheitserfahrung gemacht hatten, wiesen bis zum Alter von 16 Jahren keine psychische Erkrankung auf. Diese resilienten Kinder hatten später als Erwachsene dennoch ein doppeltes bis vierfaches Risiko für Depressionen und Angststörungen. Außerdem waren sie bei schlechterer körperlicher Gesundheit und verfügten über ein geringeres Einkommen als jene Frauen und Männer, die in der Kindheit höchstens ein Trauma erlitten hatten.
Die Ergebnisse zeigten zum einen, dass Resilienz angesichts stark belastender Kindheitserfahrungen eher eine Ausnahme sei, so die Fachleute. Zum anderen könne man nicht davon ausgehen, dass eine frühe psychische Widerstandskraft über die gesamte Lebensspanne anhält: Eine schwere Kindheit wirke sich möglicherweise auch noch stark verzögert aus. Wichtiger als die Förderung kindlicher Resilienz sei es daher, Missbrauch und Gewalt von vornherein zu verhindern.
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