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Geologie: Rezept für steinige Heidelbeeren

Wie ist das nun mit dem Wasser auf dem Mars? Die derzeitigen Missionen zum Roten Planeten erbringen immer neue Hinweise, die mindestens auf ein einstiges Vorkommen des flüssigen Mediums schließen lassen. Jetzt kommt einmal mehr Unterstützung von der Erde dazu.
Moqui Marbles
An Heidelbeeren in einem Muffin erinnerten Opportunity-Projektleiter Steve Squyres die winzigen grauen Gesteinskügelchen, die der Marsroboter am fünften Tag in seiner neuen Heimat untersuchte. Und er konnte sich über das Ergebnis freuen, das die Analyse zu Tage brachte: Die Kiesel bestehen aus Hämatit – ein Eisenoxid, das sich auf Erden zumindest in der Regel unter feuchten Bedingungen bildet. Endlich ein eindeutiger Beweis für Wasser auf dem Mars?

Für Marjorie Chan und ihre Kollegen ist das keine Frage mehr, sie interessieren sich längst für die genaueren Details der Entstehung. Die Wissenschaftler an der Universität von Utah haben dafür exzellentes Vergleichsmaterial: Hämatit-Konkretionen aus ihrem Bundesstaat, die als Kuriosum in zahlreichen Souvenirläden zu finden sind. Manche Käufer sprechen den Moqui Marbles – Moqui nennen die Hopi-Indianer die Geister ihrer Verstorbenen – übernatürliche Kräfte zu. Sollten sie also das Marswasserrätsel lösen können?

Die Millimeter bis mehrere Zentimeter großen Steinperlen, die in den Nationalparks Utahs in größeren Ansammlungen in Senken oder Rinnen vorkommen, entstanden laut Chan und ihren Mitarbeitern vor etwa 25 Millionen Jahren. Sie bildeten sich jedoch nicht an der Oberfläche, sondern im Bereich des Grundwassers, das die aus dem Jura stammenden und damit viel älteren, markant rot gefärbten Sandsteine jener Region durchzog. Angereichert mit Kohlenwasserstoffverbindungen und damit reduzierend wirkend, habe es das Eisen aus den Gesteinen herausgelöst und mit sich geführt.

An Stellen mit veränderten chemischen Verhältnissen des Untergrundes fielen die Eisenminerale dann jedoch aus und wuchsen Schicht um Schicht um den Ausgangskeim zu Kugeln heran. Als im Verlauf der Jahrmillionen die Sandsteine erodierten, kullerten die widerstandsfähigeren Konkretionen – nun an der Oberfläche – in die tieferen Rinnen und sammelten sich in den heute aufzuspürenden Grüppchen an.

Auf selbem Wege ist nach Ansicht der Wissenschaftler der Mars zu seinen steinigen Heidelbeeren gekommen. Nur dürfte das Grundwasser hier nicht reich an Kohlenwasserstoffen und verschiedenen Ionen gewesen sein wie in Utah, sondern eher sauer, wie andere Mineralvorkommen zeigen. Und die deutlich kleineren Kügelchen des roten Nachbarn bestehen wohl aus reinem Hämatit, während es sich bei den irdischen Gegenstücken überwiegend um Sandstein handelt, der durch Hämatit verbacken wurde.

Wasser ja, zumindest im Untergrund, lautet also die Botschaft. Andere Erklärungsversuche für die nachbarlichen Steinperlen sprachen von riesigen Seen oder heißen Quellen zu Zeiten vulkanischer Aktivität auf dem Roten Planeten – die ganze Meridiani-Ebene, in der Opportunity landete, soll gar einst wasserbedeckt gewesen sein.

Wie auch immer: Wo Wasser ist, lohnt sich bekanntlich die Suche nach Leben – zumindest auf Erden. Und gerade in derart kugeligen Ablagerungen fanden sich schon häufiger Hinweise auf Organismenreste. Darum wollen Chan und ihre Kollegen nun in den Moqui Marbles nach Spuren von Bakterien und Co suchen. Ob die Gegenstücke vom Mars gegebenfalls auch dabei mithalten können, werden Opportunitys technische Augen und Arme nicht beantworten können. Aber im Jahr 2013 soll ja wieder eine Mission der Nasa zum Mars starten, die Material vom roten Nachbarn zur Erde bringen soll – die Meridiani-Ebene wäre dafür vielleicht ein lohnendes Ziel.

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