News: Rheuma: An der Grenze zu Therapie-Durchbrüchen
– Monoklonale Antikörper gegen den Tumornekrose-Faktor alpha (TNF-alpha):
Vor zehn Tagen beim amerikanischen Rheuma-Kongreß in Washington wurden damit Erfolge präsentiert. 234 Patienten mit sonst kaum behandelbarer rheumatoider Arthritis (Gelenksentzündung) bekamen zweimal wöchentlich unterschiedliche Dosierungen des Antikörpers, der TNF-alpha hemmen sollte. Bei jenen Personen, die jeweils 25 Milligramm des Medikaments erhielten, reduzierte sich die Zahl der schmerzhaften Gelenke um 71 Prozent (Placebo-Gruppe: minus sechs Prozent). In Wien wird beispielsweise Univ.-Prof. Dr. R.N. Maini vom Kennedy Institute of Rheumatology in London derartige Studien vorstellen.
– Gentherapie:
Zumindest im Tierversuch gelang es C. H. Evans und seinen Kollegen von der Abteilung für Orthopädische Chirurgie der Universität von Pittsburgh (USA), per Gen-Transfer an Mäusen Blutstammzellen so auszurüsten, daß sie gegen die rheumatischen Angriffe der Immunbotenstoffe Interleukin-1 und TNF-alpha geschützt waren.
– Peter E. Lipsky und seine Mitarbeiter von der Universität in Texas (USA) haben in ersten Untersuchungen an Patienten nachgewiesen, daß auch monoklonale Antikörper gegen sogenannte Adhäsionsmoleküle (ICAM-1) eine Gelenksentzündung bremsen können. Per ICAM-1 hieven sich beim Rheumatiker Entzündzungszellen von den Blutgefäßen in das betroffene Gewebe hinein.
– Traditioneller ist die Entwicklung besser verträglicher und eventuell durch mögliche höhere Dosierungen auch effektiverer Hemmstoffe der Cyclooxygenase 2 (COX-2). Im Endeffekt basiert darauf die Wirkung von Aspirin & Co., die aber sowohl das gute Enzym COX-1 als auch das böse COX-2 unterdrücken. Nach ersten Erfolgen mit Substanzen wie Meloxicam stehen Arzneimittel ins Haus, die – so Nobelpreisträger John R. Vane – das böse Enzym hundertemal stärker hemmen als das gute (Celecoxib, MK966). Eine Ergänzung soll in Zukunft auch die antientzündliche Substanz Leflunomid (Hoechst) bringen.
– Bevor die Welt der Gentherapie anbricht:
Österreichische Wissenschafter – so zum Beispiel Univ.-Prof. Dr. Gernot Kolarz vom Institut für Rheumatologie in Baden bei Wien und andere Gruppen – haben recht erfolgreich Cremen und Gels mit herkömmlichen Antirheumatika (Ibuprofen, Diclofenac etc.) bei Patienten mit rheumatischen Gelenksbeschwerden getestet. Der Vorteil: Da die Wirksubstanz nicht durch Magen bzw. Darm muß, bleiben somit die häufigsten Nebenwirkungen (Magenweh, Geschwüre) aus. Ähnliches will man mit solchen Medikamenten in der Form von Pflastern erreichen.
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