Ornithologie: Riesengans prügelte sich mit Flügeln
Während des späten Miozäns vor etwa sechs bis neun Millionen Jahren lebte eine respektable Gänseart namens Garganornis ballmanni auf Inseln im Mittelmeer. Sie wog rund 22 Kilogramm und war zirka 1,5 Meter hoch, wenn sie stand – und würde damit wohl einige Teenager überragen, wenn sie noch leben würde. Paläontologen um Marco Pavia von der Universität Turin haben in Italien Knochen des Riesengeflügels ausgegraben und können daraus weitere Details aus dessen Leben ermitteln. Sehr wahrscheinlich handelte es sich bei dieser Gans um eine reine Inselart, denn die bisherigen Fundorte waren zur damaligen Zeit Eilande im Mittelmeer. Wie typisch für isolierte Entwicklungen, brachte auch Garganornis ballmanni einige extreme Anpassungen an ihren eingeschränkten Lebensraum hervor, so die Forscher.
Viele Inselarten neigen zu Größenwachstum, weil sie ökologische Nischen besetzen können, die auf dem Festland bereits von anderen Arten eingenommen werden. Dafür verlieren viele Vögel ihr Flugvermögen, weil zum einen viele Fressfeind fehlen und andererseits nur kleinere Distanzen zurückgelegt werden müssen. Garganornis ballmanni macht davon keine Ausnahme: Die verkümmerten Schwingen weisen darauf hin, dass sich die Tiere nicht mehr in die Luft erheben konnten. Dafür besaßen die Vögel harte Höcker am Carpometacarpus – ihren miteinander verschmolzenen Handwurzel- und Mittelhandknochen der Flügel –, mit dem sie hart zuschlagen konnten. Ähnliche Knochenmerkmale besitzen heute noch verschiedene Enten- und Gänsearten, die bekannt für ihre heftigen Raufereien mit den Flügeln sind. Auf Grund der Größe und verschiedener Anpassungen im Körperbau vermuten Pavia und Co zudem, dass es sich um eine überwiegend landlebende Art handelte, die ihre Nahrung in bewaldeten Gebieten suchte.
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