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Paläontologie: Riesenkaninchen beherrschte Menorca

Riesenkaninchen von Menorca
Die beliebte spanische Ferieninsel Menorca war einst das Reich eines zum Gigantismus neigenden Kaninchens, das seine heute lebenden Verwandten um ein Vielfaches übetraf: Nuralagus rex – das "Menorquinische Königskaninchen" – wog zwölf Kilogramm und war sechsmal so groß wie das festländische Europäische Kaninchen (Oryctolagus cuniculus), wie Josep Quintana vom Institut Català de Paleontologia und seine Kollegen nun bekannt gaben.

Riesenkaninchen von Menorca | Im Größenvergleich: Links sitzt ein kleines Wildkaninchen, wie sie heute noch in Spanien auf dem Festland leben. Rechts schnuppert dagegen das Menorquinische Königskaninchen – eine Riese seiner Zunft.
Der spanische Paläontologe hatte bereits als 19-Jähriger erstmals Überreste des ausgestorbenen Hasenartigen gefunden, sie damals aber fälschlich als Knochen einer ebenfalls verschwundenen Riesenschildkrötenart der Mittelmeerinsel betrachtet. Immerhin deuten die Skelettreste an, dass N. rex ein eher behäbiger Läufer war und nicht hoppeln konnte wie heutige Kaninchen: Es besaß eine relativ kurze und eher starre Wirbelsäule, während sie bei den kleineren Verwandten lang und flexibel ausfällt. Stattdessen entwickelte das Königskaninchen starke Vorderläufe, mit denen es wohl im Erdreich gut nach Wurzeln graben konnte.

Fußknochen im Vergleich | Die Unterschiede sind deutlich: Links zu sehen sind die Fußknochen des Wildkaninchens, rechts das Pendant seines ausgestorbenen Verwandten von der Insel Menorca.
Nuralagus rex lebte vor drei bis fünf Millionen Jahren und gehöre damit zu den ältesten bekannten Beispielen unter den Säugetieren für die Inselregel, laut der kleine Arten auf Eilanden zu Gigantismus neigen und größere Spezies eher zum Zwergwuchs tendieren – jeweils verglichen mit nahen Verwandten auf dem Festland. Das Riesenkaninchen steht damit in einer Reihe mit den Riesenschildkröten von Galapagos oder dem Riesenstorch von Flores, der offensichtlich die dort lebenden Floresmenschen überragte. Umgekehrt entwickelten sich auf verschiedenen Mittelmeerinseln Elefanten zu Miniaturformen.

Typisch für viele Inselarten, bildete Nuralagus rex auch seine Augen und Ohren zurück, da er wegen seiner Größe kaum Fressfeinde fürchten musste – zumindest deuten dies verschiedene Merkmale an den gefundenen Schädelknochen an. Auch wenn das Königskaninchen dadurch weniger putzig wirkt wie sein festländisches Pendant, so hat Quintana doch einiges mit ihm vor: Der Paläontologe möchte es zum Inselmaskottchen ausrufen und Touristen damit in seine Heimat locken. (dl)
  • Quellen
J. o. Vert. Paleo. 31(2), S, 1–10, 2011

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