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Riesenkolibri: Nicht eine Art, sondern zwei

Bisher ging man von zwei Populationen derselben Riesenkolibriart aus – eine wandernde sowie eine, die das ganze Jahr über in den hohen Anden lebt. Dachte man zumindest. Ihre Genome erzählen eine andere Geschichte.
Riesenkolibri an einer Blume
Riesenkolibris ernähren sich vor allem von Nektar, aber auch Kleininsekten und Spinnen.

Der Riesenkolibri (Patagona gigas) ist mit einer Länge von bis zu 22 Zentimetern und einem Gewicht von bis zu 24 Gramm die größte Kolibri-Art. Sein Verbreitungsgebiet sind die Anden von Südwestkolumbien bis nach Zentralargentinien. Dass es sich beim Riesenkolibri jedoch nicht um eine, sondern zwei Arten handelt, fand nun ein Team um Jessie Williamson vom Cornell Lab of Ornithology in Ithaca, New York, heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal »PNAS«..

Bisher ging man von zwei Populationen derselben Art aus: eine wandernde, und eine standorttreue, die das ganze Jahr über in den hohen Anden lebt. Beide Gruppen schienen ansonsten identisch zu sein. Allerdings, dies fanden die Fachleute nun heraus, erzählen ihre Genome eine andere Geschichte. Eigentlich wollten die Biologen lediglich erforschen, wohin die wandernde Population zieht. Dafür statteten sie die Tiere mit Geolokatoren und Satellitensendern aus. Auf diese Weise verfolgten sie acht einzelne Tiere, die mehr als 8000 Kilometer von der chilenischen Küste bis zu den peruanischen Anden – und zurück – zogen. Laut Williamson ist dies eine der längsten, wenn nicht sogar die längste jemals gemessene Wanderung von Kolibris.

Gefangen und getrackt

Ein Südlicher Riesenkolibri fliegt mit einem Geolokator-Rucksack davon, mit dem die Forschenden seine Wanderung verfolgen können.

»Es sind erstaunliche Vögel«, sagt die Ornithologin. »Wir wussten, dass einige Riesenkolibris wandern, aber bis wir die Genome der beiden Populationen sequenziert hatten, war uns nicht klar, wie unterschiedlich sie sind«, fügt sie hinzu. »Sie unterscheiden sich so sehr voneinander wie Schimpansen von Bonobos«, sagt Studienleiter Chris Witt von der University of New Mexico.

»Die beiden Arten überschneiden sich in ihren hoch gelegenen Winterquartieren. Es ist verblüffend, dass bis heute niemand das Rätsel des Riesenkolibris gelöst hat, obwohl beide Arten seit Millionen von Jahren getrennt leben.« Die Autoren denken, dass das veränderte Zugverhalten die Ursache für die Artbildung war. Ob dabei die eine Art das Migrationsverhalten erworben hat oder die andere es verlor, lässt sich nicht mehr feststellen. Sie schlagen folgende Namen vor: Nördlicher Riesenkolibri (Patagona chaski) und Südlicher Riesenkolibri (Patagona gigas).

Das Team plant, die Forschung an diesen rätselhaften Vögeln fortzusetzen. »Wir müssen herausfinden, wo diese beiden Formen zusammentreffen und wie sie interagieren«, so Witt. »Konkurrieren sie miteinander, ist die eine dominant gegenüber der anderen, wie teilen sie die Ressourcen auf, vermischen sie sich oder trennen sie sich räumlich im Winterquartier? Das sind viele interessante Fragen, denen wir nachgehen müssen.«

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