Direkt zum Inhalt

Zeitgenosse von Udo: Riesenkranich im Allgäu entdeckt

Die Fossilienfundstätte Hammerschmiede ist um ein beeindruckendes Fossil reicher: Ein menschengroßer Vogel lebte gleichzeitig mit unserem Urahn Danuvius guggenmosi.
Sibirischer Kranich (Symbolbild)

Die Fossilienfundstätte Hammerschmiede untermauert ihren Ruf als Fundgrube von Weltrang: Nachdem Paläontologen Ende 2019 die spektakuläre Entdeckung der aufrecht gehenden Primatenart Danuvius guggenmosi – genannt Udo – vermelden konnten, legen sie nun mit einem riesigen Kranich nach. Er könnte nach Aussage von Gerald Mayr vom Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt und seinem Team der größte Vogel während des Miozäns vor elf Millionen Jahren gewesen sein. Die Wissenschaftler beschreiben die Art im »Journal of Ornithology«.

Zudem handelt es sich um den frühesten Nachweis eines solch großen Kranichs in Europa. Ausgehend von dem fossilen Schädel schätzen die Wissenschaftler, dass das Tier eine Höhe von 1,75 Metern und eine Flügelspannweite von 2,6 bis 2,8 Metern erreichte. Damit entsprach seine Größe in etwa derjenigen der heute noch lebenden asiatischen Sarus- und afrikanischen Klunkerkraniche. Damit war sie deutlich größer als die gegenwärtig in Mitteleuropa verbreiteten Graukraniche, die nur 1,3 Meter hoch werden.

Der wissenschaftlich noch nicht mit einem Namen versehene Hammerschmiede-Kranich war um 75 Prozent größer als sein Zeitgenosse »Udo«. Dennoch musste der Menschenurahn dadurch nicht um sein Leben fürchten: Mayr und Co vermuten ausgehend vom Schnabel, dass sich die Art ähnlich wie der Saruskranich vegetarisch von Wurzeln bestimmter Wasserpflanzen ernährte, die sie mit dem langen Schnabel ausgruben. Zudem ermöglicht dieser Schnabel einen Rückschluss auf den bevorzugten Lebensraum des Vogels: »Der Schnabel des Hammerschmiede-Kranichs deutet darauf hin, dass er am offenen Süßwasser lebte. Solche Lebensräume waren damals vor Ort vorherrschend«, sagt der Grabungsleiter Thomas Lechner.

Fossil und lebend | Der Schädel des Kranichs aus der Fossilfundstelle Hammerschmiede (unten) im Vergleich mit dem ebenfalls langschnäbeligen Sibirischen Kranich (oben), der heute in Asien lebt.

Der neu entdeckte Kranich stehe möglicherweise am Beginn der Evolution der Echten Kraniche, vermuten die Paläontologen. »Um eine sicherere stammesgeschichtliche Einordnung vornehmen zu können, benötigen wir weitere Funde aus dem Skelett«, sagt Mayr. Die Chancen stehen dafür nicht schlecht: In der Hammerschmiede tauchten bislang zahlreiche Vogelfossilien auf.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.