Direkt zum Inhalt

Paläontologie: Riesenvogel stolzierte durch Europa

Strauße sind heute die größten lebenden Vögel. Dabei gab es einst noch gewaltigere Exemplare. Auch Europa beherbergte einen gigantischen Laufvogel.
Pachystruthio dmanisensis

Mit einem Gewicht von 450 Kilogramm und einer Höhe von 3,5 Metern war Pachystruthio dmanisensis ein Gigant – und würde einen Afrikanischen Strauß neben sich wie einen Hänfling wirken lassen. Die Art lebte allerdings vor 1,5 bis 2 Millionen Jahren und ist bislang nur durch einen entsprechend gewaltigen, fossilen Oberschenkelknochen nachgewiesen, den Paläontologen 2018 in einer Höhle auf der Krimhalbinsel gefunden haben. Immerhin ist es der erste Nachweis eines derart enormen Vogels für Europa, schreiben Wissenschaftler um Nikita Zelenkov von der Russischen Akademie der Wissenschaften im »Journal of Vertebrate Paleontology«. Der Knochen ist demnach ähnlich groß wie der von ausgewachsenen Elefantenvögeln, einer ebenfalls ausgestorbenen Laufvogelfamilie aus Madagaskar. Allerdings sei er etwas schlanker, was darauf hindeute, dass Pachystruthio dmanisensis ein schneller Laufvogel gewesen sein könnte, so Zelenkov und Co.

Der Fund belegt zudem erstmals, dass derartige Vögel auch auf der Nordhalbkugel gelebt haben. Bislang kannte man entsprechende Giganten nur von Inseln der Südhalbkugel – neben den Elefantenvögeln etwa die neuseeländischen Moas. Immerhin straußengroße Vertreter existierten allerdings schon in den nördlichen Breiten. Womöglich entwickelte sich diese Riesenform als Anpassung an das sich abkühlende und trockenere Klima des Pleistozäns: Große Tiere haben einen langsameren Stoffwechsel und geringeren Energieverbrauch im Verhältnis zur Körpermasse. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Art sind ebenfalls noch nicht geklärt. Es ist daher noch nicht klar, ob sie mit den Straußen, Elefantenvögeln oder anderen Arten verwandt sind.

Die während Straßenbauarbeiten entdeckte und geöffnete Höhle entpuppte sich als wahre Fundgrube für die damalige Fauna. Neben dem Oberschenkelknochen von Pachystruthio dmanisensis katalogisierten die Wissenschaftler Überreste gewaltiger Fleischfresser wie einer großen Gepardenart, riesiger Hyänen und Säbelzahnkatzen sowie die Überreste von Pflanzenfressern wie Wisente. In der Region wurden zudem bereits die Überreste von Homo-erectus-Menschen gefunden, die zur gleichen Zeit hier gelebt hatten. Ob sie Jagd auf den Riesenvogel gemacht hatten, ist jedoch ebenfalls noch nicht bekannt.

Der größte bisher bekannte Vogel war Vorombe titan: ein Elefantenvogel aus Madagaskar. Er brachte es auf 800 Kilogramm Gewicht und ebenfalls auf eine Höhe von mehr als drei Metern. Wie viele große Inselarten starben diese Titanen allerdings leider aus – wahrscheinlich durch Menschenhand, als die ersten Siedler Madagaskar erreichten und die Tiere jagten.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.