Milchstraße: Riesige Blasen zeugen von galaktischer Explosion
Zwei neu entdeckte Blasen, die Radiostrahlung aussenden, gehören zu den größten jemals entdeckten Strukturen im Zentrum der Milchstraße. Wie eine Arbeitsgruppe vom South African Radio Astronomy Observatory um den Astronomen Ian Heywood berichtet, gehen die etwa 1400 Lichtjahre großen Strukturen auf eine kurze Phase starker Aktivität im Zentrum der Milchstraße zurück, bei der Stoßwellen das Plasma erhitzten. Das heiße Material wurde aus dem Kern der Milchstraße herausgeblasen wie die Feuerbälle einer Explosion, so das Team in »Nature«. Wo die Stoßfront auf das kühlere Plasma im Halo der Milchstraße trifft, entsteht durch die Wechselwirkung von Elektronen mit starken Magnetfeldern jene Synchrotronstrahlung, die als heller Umriss die Blasen kennzeichnet. Aus Form und Größe der Strukturen schließt die Arbeitsgruppe, dass ihr Ursprung sehr nah am Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis lag und sich vor nur einigen Millionen Jahren abspielte.
Was genau die heftige Aktivität ausgelöst hat, ist noch unklar – vermutlich seien über einen kurzen Zeitraum große Mengen interstellares Gas in das galaktische Schwarze Loch gefallen, schreibt die Gruppe. Die dabei freigesetzte Gravitationsenergie könnte Phänomene wie Stoßwellen oder gar Jets erzeugt haben, deren Aktivität die Blasen entstehen ließ. Derartige Radioblasen sind bei aktiven Galaxien weit verbreitet, die Milchstraße allerdings verhält sich derzeit zu ruhig, als dass sich solche energiereichen Strukturen bilden könnten. Die neuen Daten zeigen aber, dass sich das von Zeit zu Zeit durchaus ändert – und eine entsprechende Episode wohl noch nicht so lange zurückliegt. Deswegen könne sie auch andere bislang mysteriöse Strukturen im Milchstraßenzentrum erklären, vermutet das Team um Heywood: Rätselhafte fadenförmige Strukturen mit einigen Lichtjahren Länge, die ebenfalls Radiostrahlung aussenden, scheinen demnach direkt mit den Radioblasen zusammenzuhängen.
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