Rippenquallen: An der Wurzel aller Vielzeller
Die Rippenquallen, eine Gruppe gelatinöser Planktonorganismen, gingen bei der Entwicklung von Muskeln und Nerven einen anderen Weg als alle anderen Tiere. Das behauptet zumindest ein internationales Team um Andrea Kohn von der Universität Florida. Die Forscherinnen haben das Genom der Seestachelbeere
Ihren Namen verdanken die Rippenquallen den flimmernden "Rippen" aus Geißelplättchen entlang ihrer Körperachse. (animiertes Bild von scientificvisuals.tumblr.com)
Welche Gruppe der Metazoen die basalste ist, sich also am frühesten von allen anderen vielzelligen Tieren getrennt hat, ist seit Jahren umstritten. Kohn und ihre Kolleginnen schließen nun aus ihrem Genkatalog, dass die Vorfahren der Rippenquallen sich als Erste selbstständig machten. Für die eigenständige Entwicklung spreche, dass so grundlegende Mechanismen wie HOX-Gene und der Apparat für die Verarbeitung von Mikro-RNA bei dieser Tiergruppe fehlten – diese seien in anderen Gruppen vor dem Nervensystem entstanden. Dass sich dieses in den Rippenquallen eigenständig entwickelt hat, halten die Forscherinnen für plausibler, als dass HOX-Gene und microRNAs im Lauf der Zeit wieder verloren gingen.
Sie stützen ihre These mit einem Stammbaum, berechnet aus den Verwandtschaftsverhältnissen einer Vielzahl uralter Gene. Auch in dieser Analyse stehen die Rippenquallen ganz an der Basis des Stammbaums der vielzelligen Tiere. Sollte diese Interpretation stimmen, hätte das Auswirkungen auf unser Verständnis von der Herkunft des tierischen Nervensystems und der Biologie der letzten gemeinsamen Vorfahren aller vielzelligen Tiere. Dann nämlich hätte das erste Tier kein Nervensystem haben können – ebenfalls ein Punkt, über den Evolutionsbiologen noch heftig streiten.
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