Schädelfund in Brasilien: Rituelle Enthauptung vor 9000 Jahren
Es handelt sich um den ältesten (bislang bekannten) Fall einer rituellen Enthauptung in der Neuen Welt: In Brasilien haben Archäologen um André Strauss vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig einen einzelnen Schädel gefunden, der vor 9000 Jahren in die Erde gelangte. Eine rechte Hand ist mit den Fingern nach unten vor die linke Gesichtshälfte gelegt, eine linke liegt rechts in Gegenrichtung. Das macht es für die Forscher klar: Sie sind hier auf Spuren eines Rituals gestoßen.
Isotopenanalysen an den Knochen verraten, dass der Tote aus der Gegend stammte, in der die Knochen gefunden wurden – der archäologischen Fundstätte Lapa do Santo im östlichen Zentralbrasilien. Es handelt sich demnach wohl eher nicht um einen getöteten Feind, sondern möglicherweise um einen Fall von Ahnenverehrung. Der Bestatte ist noch in jungen Jahren gestorben, Schnittspuren an Kiefer und Wirbelsäule zeigen, dass sein Haupt wahrscheinlich abgeschnitten wurde – und nicht etwa erst nach fortgeschrittener Verwesung in der aufgefundenen Art und Weise drapiert wurde.
"Diese ritualisierte Bestattung bestätigt die frühe Komplexität von Bestattungsritualen bei Jägern und Sammlern auf dem amerikanischen Kontinent", erklärt Strauss in einer Mitteilung des Max-Planck-Instituts. "Darüber hinaus zeigen unsere Ergebnisse, dass diese Praxis in Südamerika doppelt so alt ist und geografisch weiter verbreitet war, als bisher angenommen." Die nächste sicher als solche identifizierte Enthauptung fanden Wissenschaftler in Peru, sie ist etwa 3000 Jahre alt.
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