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Robotik: Legendärer »Atlas« wird eingemottet – Nachfolger präsentiert

Atlas konnte Sportgymnastik, Parkour, sich verprügeln lassen und immer wieder glanzvoll scheitern. Nun darf er die Beine hochlegen und zuschauen, was sein Nachfolger draufhat.
Atlas
Ein Roboter als Showtalent: Der Zweibeiner »Atlas« im Hauptsitz der Firma in Waltham, US-Bundesstaat Massachusetts

Update vom 18. 04. 2024: Wie vielfach bereits spekuliert, gab das Abschiedsvideo den Startschuss zur Einführung eines Nachfolgemodells. In einem kurzen Video stellt das Unternehmen einen »ganz neuen Atlas« vor, der tatsächlich auf elektrischen statt hydraulischen Antrieb setzt. In einem Blogpost dazu heißt es, man wolle jetzt gezielt an der Kommerzialisierung arbeiten. Der neue Atlas sei stärker und vor allem beweglicher als sein hydraulischer Vorgänger. Als zweibeiniger Roboter sei er zwar für den Einsatz in vom Menschen gestalteten Umgebungen vorgesehen, von der Analogie zur menschlichen Anatomie wolle man sich aber keine Beschränkungen auferlegen lassen: Der neue Atlas kann Bewegungen ausführen, zu der ein Mensch nie in der Lage wäre. Ob das Modell auch bereits so akrobatisch ist wie sein Vorgänger, geht aus dem kurzen Demo-Video nicht hervor.

Es ist vielleicht das Ende einer Ära: Der US-amerikanische Roboterhersteller Boston Dynamics schickt seinen legendär gewordenen Humanoiden »Atlas« in den Ruhestand. Das hat die Firma auf dem für sie üblichen Weg – per viralem Video – der Öffentlichkeit zu verstehen gegeben. Auf gut dreieinhalb Minuten zeigt der Beitrag die schönsten Erfolge der zweibeinigen robotischen Plattform und auch ein paar aufschlussreiche Fails. Mit beidem hatte Atlas im Verlauf der vergangenen mehr als zehn Jahren immer wieder für Aufruhr gesorgt: etwa als er im besten Parkour-Stil von Kisten per Salto absprang oder ein Hockwende über Hindernisse machte.

Farewell to HD-Atlas

Nostalgiker werden sich an ein Video von 2016 erinnern, in dem Atlas von seinen Erbauern mit einem Hockeyschläger traktiert wird und das auch visuelle Standards setzte, die sich ganz hervorragendparodieren ließen.

Auch wenn Atlas bei den Demo-Videos immer wieder im Kontext von Lagerhäusern und beim Einräumen von Regalen zu sehen war, ein kommerzieller Erfolg für Boston Dynamics wurde das System nie. Anders als andere Produkte aus den Werkstätten der Firma, die seit 2021 zu Hyundai gehört, wie zum Beispiel der vierbeinige Spot. Er erwies sich als besser geeignet für praktisch nützliche Aufgaben als der humanoide Atlas. Die Zweibeiner sind besonders gefährdet, im Fall einer Störung überzukippen. Wenn die 89 Kilogramm schwere Maschine die Balance verliert und mit den per Hydraulik betriebenen Gliedmaßen Löcher in die Luft tritt, möchte man nicht in der Nähe stehen.

Das nun publizierte Abschiedsvideo endet mit dem vielsagenden Satz »‘Til we meet again, Atlas«, was Raum für die Hoffnung auf ein Wiedersehen lässt. Auch in der Videobeschreibung ist explizit davon die Rede, dass »unser hydraulischer Atlas-Roboter« jetzt die Beine hochlegen dürfe. Szenekenner wie der Technikjournalist Evan Ackerman von »IEEE Spectrum« sehen darin einen nur schwach verborgenen Hinweis auf ein mögliches Nachfolgermodell, das elektrisch betrieben ist. Im Zusammenschnitt der schönsten Stürze sind ebenfalls auffällig viele Störungen des Hydrauliksystems zu erkennen: Da spritzt die Hydraulikflüssigkeit munter in die Gegend oder Ventile verabschieden sich mit leisem Knall.

Tatsächlich ist ein Roboter, der »Hydraulikpfützchen auf den Teppich macht«, wie es Ackerman ausdrückt, wirklich nur eingeschränkt nutzbar. Ob Atlas‘ elektrisch betriebener Nachfolger schon in den Startlöchern steht oder Boston Dynamics nun eine ganz andere Richtung einschlagen wird, ist völlig offen. Dass die Entwickler ihre Humanoiden-Sparte gänzlich einstellen werden, ist eher unwahrscheinlich. Ziemlich sicher ist nur, dass man es auch wieder über ein kommentarlos lanciertes Video erfahren wird.

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