Archäologie: Römerdorf in Gernsheim entdeckt
Archäologen von der Universität Frankfurt sind bei Grabungen in Gernsheim im Hessischen Ried vor Kurzem auf die Überreste eines Römerdorfes gestoßen. Bereits 2014 hatten die Forscher ganz in der Nähe ein römisches Kastell entdeckt, in dem zwischen 70 und 120 n. Chr. rund 500 Soldaten stationiert gewesen waren. Nach Abzug der Kohorte vom Rhein an den Limes breitete sich das Dorf dort auch teilweise auf dem Fundament des Militärlagers aus, wo es vermutlich bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. in dieser Form überdauerte.
Bei ihren Grabungen stießen die Wissenschaftler zusammen mit 20 Studenten bisher auf das gut erhaltene Fundament eines Steingebäudes, Feuerstellen, zwei Brunnen und Kellergruben. Außerdem förderten sie Kisten mit Keramikscherben zu Tage, deren weitere Analyse bei der zeitlichen Einordnung helfen soll: seltene Gewandspangen, Perlen, Würfel sowie Spielsteine eines Brettspiels und eine Haarnadel aus Bein.
Zur Zeit des Kastells lebten in dem Dorf überwiegend Angehörige der Soldaten, aber auch Gewerbetreibende. Als die Truppen abzogen, löste das vermutlich einen temporären Niedergang aus, sagt Grabungsleiter Thomas Maurer. Doch schon wenig später blühte das Dorf offenbar wieder auf, Steingebäude wurden errichtet. Die Bevölkerung dürfte dann vor allem gallisch-germanischen Ursprungs gewesen sein, mit ein paar "echten" Römern dazwischen, wie Bestandteile von Trachten und Münzfunde nahelegen.
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