Antiker Schiffbau: Römische Schiffe waren fast so sicher wie moderne
Ein etwa 50 Jahre vor der Zeitenwende vor Frankreich gesunkenes römisches Handelsschiff konnte sich in Sachen Seetauglichkeit mit modernen Frachtschiffen messen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um den Historiker Thomas Kirstein von der TU Berlin. Die Arbeitsgruppe analysierte das Wrack von La Madrague de Giens, das 1967 vor der Küste nahe Toulon gefunden und ausführlich dokumentiert wurde. Das zum damals verbreiteten Typ »Ponto« gehörende, etwa 40 Meter lange und neun Meter breite Frachtschiff lag sogar stabiler im Wasser als ein modernes Hochseeschiff, berichten die Fachleute anhand von Simulationen und Vergleichen mit modernen Schiffen – es hätte wohl heutige Industrienormen und Standards erfüllt.
Die Seefahrt hatte in der Antike einen eher schlechten Ruf, tatsächlich aber verliefen die wichtigsten Fernhandelsrouten über das Mittelmeer, sogar die lebenswichtige Versorgung Roms mit ägyptischen Getreide war maritim organisiert. Die Analyse der Berliner Wissenschaftler deutet darauf hin, dass das in der römischen Literatur viel beschworene »nasse Grab« eher der Vorstellung entsprang, als die alltägliche Wirklichkeit auf dem Ozean widerzuspiegeln. Der 2000 Jahre alte Zweimaster war, so die Forscher, nicht nur handwerklich gut gebaut, sondern erwies sich im Computer als ähnlich lagestabil wie heutige Schiffe. Allerdings rollte er wohl durch seine runde Rumpfform stärker von einer Seite auf die andere – und machte damit Seekrankheit wahrscheinlicher. Vermutlich war das die Ursache der allgemeine Ablehnung dieser Art des Reisens in antiker Zeit. Im Rahmen der damaligen Möglichkeiten befindet das Team um Kirstein, sei das Schiff jedenfalls eine sehr sichere Technologie gewesen.
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