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Nordrhein-Westfalen: Römisches Leben in Bonn

Das ehemalige Regierungsviertel in Bonn entpuppt sich für Archäologen als wahre Schatzgrube. Nachdem sie in den Überresten der zweitausend Jahre alten römischen Siedlung auf eine große Badeanlage gestoßen waren, leg­ten sie nun die Fundamente eines vermutlich zweistöckigen Monumentalbaus sowie einen kleinen Tempel frei.

Die Wasserversorgung erfolgte über lange Leitungen; beheizte Thermen, Ziegelbrennöfen, Geschäfte und Wohnhäuser geben nach Angaben von Jürgen Kunow vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege seltene Einblicke in das Leben der Römer am Rhein.

Ein in Deutschland bisher einmaliger Fund ist die fünf Zentimeter lange Haarnadel aus Knochen mit einem kleinen Menschenkopf an der Spitze. Darüber hinaus fanden sich verschiedene Küchenutensilien, darunter ein Becher mit der Aufschrift: »Benutze dieses Gefäß glücklich.« Ein tönerner Teller trägt den Stempel und Namen eines Töpfers mit dem Namen Vitalis. Außerdem kamen eine Bronzemünze mit dem Kopf Kaiser Hadrians (76–138), der Terrakottakopf eines Jünglings und ein Bronzeanhänger in Form eines Adlers zum Vorschein. Nicht ganz jugendfrei ist eine Schale, die vier Menschen in einer erotischen Szene zeigt.

Kaiser Augustus hatte im Jahr 13 v. Chr. entlang dem Rhein fünfzig Kastelle errichten lassen. In der Castra bonnensia lagerten rund siebentausend Legionäre. Südlich davon ließen sich alsbald zivile römische Händler und Handwerker nieder und gründeten den Vicus bonnensis, in dem vermutlich bis zu zehntausend Menschen lebten – und der die Keimzelle der heutigen Stadt Bonn war.

Übrigens waren die Römer nicht die Einzigen, auf deren Hinterlassenschaften die Archäologen stießen. Neben einem deutschen und einem amerikanischen Stahlhelm fand sich auch eine Schachtel der CDU vom 15. September 1957 mit der Aufschrift »Propagandamaterial«.

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