Sonnensystem: Rosettas Komet: Schneller aktiv als geglaubt
Derzeit befindet sich die europäische Raumsonde Rosetta auf dem Weg zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko. Im Mai 2014 soll sie dort ankommen, also bevor der Himmelskörper der Sonne noch näher kommt und einen Schweif ausbildet – dieser Prozess wurde bislang nie direkt beobachtet. Allerdings könnte der Komet schon aktiv sein, wenn Rosetta bei ihm eintrifft. Das berichtet ein internationales Astronomenteam um Colin Snodgrass vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau.
Ein Komet ist die meiste Zeit seines Umlaufs um die Sonne leuchtschwach. Er ist somit schwer zu beobachten. Zusätzlich bewegte sich Tschurjumow-Gerasimenko während seiner aktiven Phasen bisher regelmäßig vor dem dichten Sternfeld des Milchstraßenzentrums, wo sich der schwache Lichtpunkt kaum ausmachen lässt. Dieses Problem versuchten die Astronomen zu umgehen, indem sie 31 Datensätze aus 15 Jahren auswerteten, die mehrere Sonnenumläufe des Kometen umfassen. Die Daten stammen überwiegend von Teleskopen der Europäischen Südsternwarte ESO. Die Forscher verwendeten dann eine Technik, die normalerweise für die Suche nach Exoplaneten eingesetzt wird: Dabei werden hintereinander gemachte Aufnahmen voneinander abgezogen, wodurch unbewegliche Fixsterne bald verschwunden sind, während ein beweglicher Komet ins Auge fällt.
In ihren so aufbereiteten Daten entdeckten die Astronomen, dass sich der Kometenschweif meist in einem ähnlichen Abstand zur Sonne ausbildete. Daher wagen die Forscher nun einen Blick in die Zukunft: Sie sagen voraus, dass Tschurjumow-Gerasimenko wohl schon im März 2014 und somit zwei Monate vor Rosettas größter Annäherung aktiv wird. Er beginnt also damit, Gas und Staub freizusetzen. Die Raumsonde befindet sich dann jedoch schon im Anflug. Zur Zeit ist Rosetta fast gänzlich abgeschaltet und befindet sich in einer Art von technischem Winterschlaf. Sie wird im Januar 2014 durch Funksignale von der Erde aus aufwändig reaktiviert.
Ob Rosetta den Beginn des Schauspiels beobachten kann, ist somit fraglich. Dennoch bleibt es interessant, den Kometenschweif auch im Laufe seiner Entwicklung aus der Nähe zu beobachten: Zwar ist bekannt, dass durch die wachsende Sonnenwärme ein Teil des oberflächlichen Eises eines Kometen in Gas umgewandelt wird. Doch wie genau sich ein Schweif während eines Vorbeiflugs an der Sonne verhält, kann erst eine Sonde aus nächster Nähe klären. Rosetta soll dafür Ende 2014 auch einen kleinen Lander namens Philae auf der Oberfläche von Tschurjumow-Gerasimenko absetzen.
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