Bedrohte Arten: Rosige Aussichten für schwarze Füße
Er gilt als Nordamerikas am stärksten gefährdete Säugetierart und war in freier Wildbahn bereits ausgestorben. Jetzt machen erste Ergebnisse eines langfristigen Wiederansiedlungsprogrammes in Wyoming neuen Mut. Ist der Schwarzfußiltis über den Berg?
![Schwarzfußiltis Schwarzfußiltis](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/ferret_werbebild.jpg)
© LuRay Parker, Wyoming Game and Fish Department (Ausschnitt)
© LuRay Parker, Wyoming Game and Fish Department (Ausschnitt)
Schwarzfußiltis (Mustela nigripes) | Ein Schwarzfußiltis (Mustela nigripes) vor seinem Bau.
Derartige Beobachtungen waren bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in den Graslandschaften zwischen dem kanadischen Saskatchewan und dem US-Bundesstaat Texas keine Seltenheit: Schwarzfußiltisse (Mustela nigripes) – einzelgängerische Vertreter der Marderfamilie (Mustelidae) – waren überall dort anzutreffen, wo es den weit verbreiteten Präriehund (Cynomys leucurus) gab. Die kleinen Hörnchen machen bis zu neunzig Prozent des Speiseplanes der Iltisse aus, die zudem deren Erdbauten als Unterschlupf nutzen.
Niedergang einer Schicksalsgemeinschaft
Als die Bauern schließlich begannen, die Präriehunde – als vermeintliche Landwirtschaftsschädlinge – systematisch zu töten, schrumpften auch die Räuberpopulationen dramatisch: Die starke Abhängigkeit der Iltisse machte beide Arten zu einer Schicksalsgemeinschaft.
© LuRay Parker, Wyoming Game and Fish Department (Ausschnitt)
Junge Schwarzfußiltisse (Mustela nigripes) | Zwei junge Schwarfußiltisse ( Mustela nigripes) spähen aus dem Bau eines Präriehundes im Wiederansiedlungsgebiet Shirley Basin, Wyoming. Im Alter von einem Jahr ist die Fortpflanzungsrate der Iltisse maximal.
Neue Hoffnung
Etwa zwanzig Jahre nach Beginn des Arche-Noah-Projekts, zeichnete sich nun langsam ab, dass die Art ihre Chance auf einen Neubeginn im Freiland nutzt: Konnten die Wissenschaftler noch im Jahr 2003 nur 52 Iltisse entdecken, erbrachte eine Erhebung im vergangenen Jahr mit 223 Individuen eine mehr als viermal so hohe Zahl – bereits seit sieben Generationen pflanzen sich die Marder jetzt erfolgreich in dem 8100 Hektar großen Untersuchungsgebiet mit Namen Shirley Basin fort.
© LuRay Parker, Wyoming Game and Fish Department (Ausschnitt)
Ausgewilderter Schwarzfußiltis | In Wyoming wurden 1991 die ersten Schwarzfußiltisse ausgewildert. Die neu gegründete Population stagnierte zunächst für einige Jahre auf niedrigem Niveau, wächst seit 2003 aber stark an. Allerdings ist die Art weiterhin durch Infektionskrankheiten und die Bekämpfung der Präriehunde als Landwirtschaftsschädling gefährdet.
Doch dem Erfolg ging ein langes Zittern voraus. Knapp 5000 Individuen wurden in Gefangenschaft nachgezüchtet und Hunderte schrittweise in ihrem ehemaligen Lebensraum ausgewildert. Ein Großteil davon starb früh an Infektionskrankheiten wie Staupe und einer durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelösten Wildtierpest. Immer mehr der ausgesetzten Tiere starben daran, bis die Biologen 1997 schließlich nur noch fünf überlebende Schwarzfußiltisse fanden. Ein Scheitern ihrer Bemühungen vor Augen unternahmen die Wissenschaftler in den kommenden fünf Jahren nurmehr sporadische Erfassungen, bis schließlich – aus noch unbekannten Gründen – 2003 die Wende einsetzte und mehr Tiere überlebten als starben.
Nicht zu früh freuen
Es gibt zahlreiche Beispiele für problematische und langwierige Wiederansiedlungsprogramme, sei es mit Lemuren in Madagaskar oder Kondoren in Kalifornien. Gründe hierfür sind oftmals, dass sich die Umweltbedingungen, die zum anfänglichen Rückgang der Art geführt haben, nicht grundlegend verändert haben, die Inzucht in kleinen Populationen und Verhaltensänderungen durch künstliche Aufzucht in menschlicher Obhut. Umso ermutigender ist es, dass sich die Schwarzfußiltisse ihren Lebensraum anscheinend erfolgreich zurückerobern.
Allerdings warnen die Artenschützer auch vor zu früher Euphorie: Infektionskrankheiten und Epidemien können jederzeit – beispielsweise von Haustieren übertragen – erneut ausbrechen und die immer noch relativ kleine Iltisgruppe dezimieren. Zudem ist die Populationsdichte der Präriehunde im Untersuchungsgebiet niedrig, kleine Schwankungen könnten somit einen großen Effekt auf die von ihrer Beute abhängigen Schwarzfüße haben.
Und ob manche Behörden wirklich aus der gerade noch einmal abgewendeten Ausrottung der schwarzfüßigen Marder gelernt haben, bleibt fraglich: In einem zweiten geplanten Ansiedlungsgebiet für die Iltisse in South Dakota plant die US-Forstbehörde momentan die Vergiftung der dort lebenden Präriehunde – auf Antrag lokaler Viehzüchter und Landwirte.
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