Medizin: Rote Blutkörperchen als Frachttransporter
Rote Blutkörperchen machen rund ein Viertel unserer Zellen aus. Ihre Hauptaufgabe ist normalerweise der Transport von Sauerstoff. Doch wie Hidde Ploegh und Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology nun vorschlagen, könnten sich die Zellen auch als Transporter für nützliche Moleküle verwenden lassen. Ihre Fracht würden sie dann im gesamten Körper verteilen.
Dazu bedarf es allerdings einer genetischen Modifikation der Blutkörperchen, die – da sie keinen Zellkern und infolgedessen auch kein Erbgut besitzen – an ihren Vorläuferzellen erfolgen muss.
In einem ersten Test dieser Idee brachten Ploegh und Kollegen die genetische Bauanleitung für eine Art Anhängerkupplung in Blutzellvorläufer ein. Diese stellten das Molekül her und hängten es an ihre Zellmembran, wo es selbst dann noch haften blieb, als die Zellen im Zuge ihrer Ausreifung ihren Kern verloren.
Blutkörperchen mit Anhängerkupplung
"Die Zahl der Frachtmoleküle, die man anheften könnte, ist nahezu unbegrenzt", erklärt Ploegh. Zum Beladen muss das Zielmolekül chemisch mit einem passenden Gegenstück versehen werden. Erst dann kann es sich an die Anhängerkupplung heften.
Zu Testzwecken banden die Forscher beispielsweise das Molekül Biotin an die modifizierten Blutzellen und injizierten diese in den Blutkreislauf von Mäusen, wo sie rund einen Monat lang aktiv blieben. Ernsthafte Anwendungen seien bislang aber noch eher hypothetisch, meint Ploegh. Der Aufwand für die genetischen Veränderungen ist erheblich und, bevor es zu einem Einsatz der Technik an Menschen kommt, muss sie erst in weitergehenden Tests ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit unter Beweis stellen.
Aber spekulieren wollen die Forscher trotzdem schon ein bisschen: Laut Ploegh könnten die Zellen zum Beispiel Medikamente zu Tumoren transportieren, bei der Darstellung von Blutgefäßen helfen oder auch mit speziellen Fängern Antikörper aus dem Blutkreislauf fischen.
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