Ruanda: Kleinste Seerose der Welt doch nicht ausgestorben
Als kleinste Seerose weltweit steht sie im Guinnessbuch der Rekorde, doch in der Natur gilt sie seit 2008 als ausgestorben: die in Ruanda heimische Pflanzenart Nymphaea thermarum. Stand heute ist sie weiterhin die kleinste Seerose der Welt ist, allerdings stellte sich inzwischen heraus: N. thermarum existiert noch in der freien Natur. Eine Forschergruppe um Thomas Abeli von der Università Roma Tre entdeckte hunderte Exemplare unweit der heißen Quelle von Mashyuza im Süden des zentralafrikanischen Landes. Dort dokumentierten die Fachleute die Seerose, deren Blüte ungefähr so groß wie eine Ein-Cent-Münze ist, im Juli 2023, wie sie im Fachblatt »Oryx« berichten.
Die Seerose wurde erstmals 1987 anhand von Exemplaren beschrieben, die sich ebenfalls in den Gewässern der heißen Quelle von Mashyuza fanden. N. thermarum wächst in feuchten, matschigen Tümpeln, die von heißen Quellen gespeist werden. Seither kultivieren auch mehrere botanische Gärten das kleine Gewächs. In Ruanda selbst wurden jedoch Exemplare letztmalig im Jahr 2008 gesichtet. Die IUCN führt N. thermarum seitdem als in der Natur ausgestorbene Art auf ihrer Roten Liste. Wie Abeli und sein Team schreiben, bedrohen Landwirtschaft und Bergbau das Habitat der Seerose. Zudem gilt die Pflanze als beliebtes Sammlerstück und wird mit bis zu 500 Euro pro Exemplar auf dem internationalen Pflanzenmarkt gehandelt.
Um die Seerosenart wiederansiedeln zu können, unternahmen Abeli und seine Kollegen im Sommer 2023 eine Exkursion in das Gebiet von Mashyuza. Dabei stießen sie auf hunderte N. thermarum, die in den Gräben und Tümpeln von Plantagen wuchsen. »Wir beurteilten die Population als gesund«, schreiben die Fachleute in ihrer Studie. »Sie umfasst Hunderte von Individuen, darunter fortpflanzungsfähige erwachsene Pflanzen und Sämlinge.«
Die Forschergruppe schlägt diverse Maßnahmen zum Erhalt der Seerose vor. Kurzfristig sollten die Grundstücke, in denen die Pflanze wächst, aufgekauft und später als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Ebenso sei das Fortleben der Seerose eher garantiert, wenn sie sich im Umfeld von Mashyuza weiter ausbreiten kann. Zusätzlich sollte die ruandische Regierung die Gebiete, die durch Bergbautätigkeiten versehrt wurden, renaturieren.
Wie es scheint, war aber nicht nur die Forschergruppe um Abeli im Sommer 2023 auf Exemplare von N. thermarum gestoßen. Eine ähnliche Entdeckung vermeldete im August 2023 die Universität Ruanda. Laut einer Pressemitteilung sammelten damals die Botaniker Beth Kaplin und Michael Thomas einige der Seerosen in demselben Gebiet, in dem auch Abeli und Co im Juli 2023 N. thermarum dokumentiert haben.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.