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News: Rückenmark verantwortlich für Reflexbewegungen nach dem Hirntod

Wenn scheinbar Tote sich bewegen, ist dies für Beobachter immer erschreckend. Handelt es sich dabei um Hirntote, können bei Angehörigen und Pflegekräften leicht Zweifel an der richtigen Diagnose aufkommen. Doch solche Bewegungen werden nicht mehr von den Gehirnzellen gesteuert, sondern vom Rückenmark. Es handelt sich dabei nur noch um einen Reflex.
Bei vielen Patienten bewegen sich nach ihrem Hirntod Finger und Zehen. Dies kann Familienmitglieder und Pflegekräfte stark belasten und kann sie dazu veranlassen, die Hirntod-Diagnose in Frage zu stellen. Bewegungen solcher Art treten jedoch bei etwa vierzig Prozent aller Hirntoten auf, wie eine argentinische Studie belegt (Neurology, vom 11. Januar 2000). "Wir haben herausgefunden, daß Bewegungen nach dem Hirntod der Patienten üblicher sind als bisher angenommen", sagte der Neurologe Jose Bueri vom J. M. Ramos Mejia Hospital in Buenos Aires. "Jeder sollte aber wissen, daß diese Bewegungen Rückenmarksreflexe sind und nichts mit irgendeiner Hirntätigkeit zu tun haben."

Während einer 18-monatigen Studie untersuchte Bueri in dem genannten Krankenhaus alle Patienten, bei denen einen Hirntod festgestellt worden war. Beuri beobachtete bei 15 von 38 Patienten besagte motorische Bewegungen in den ersten 24 Stunden nach der Diagnose. Nach 72 Stunden registrierte er nur noch vollständige Regungslosigkeit.

Einige der Bewegungen waren spontan, andere löste Bueri durch Berührung aus. Um sie hevorzurufen, hob er beispielsweise Arme oder Beine an, oder berührte die Innenflächen der Hände. Das Elektroencephalogramm (EEG), mit dem man die bioelektrische Tätigkeit des Gehirns überwacht, zeigte bei keinem der Patienten, wenn sie sich bewegten, eine Hirnaktivität an. Bueri gab zu Bedenken, daß ein Nichtverstehen dieser Vorgänge schwerwiegende Konsequenzen für mögliche Organtransplantationen haben könnte, wenn dadurch ein Hirntod verspätet diagnostiziert wird.

Eine andere für Familienangehörige und Pflegekräfte bestürzende Erscheinung ist das sogenannte "Lazarus-Zeichen" – nach der Bibelgeschichte, in der Lazarus von den Toten aufersteht. Es bezeichnet eine Reihe von Bewegungen, die Hirntote entweder spontan ausführen oder unmittelbar nachdem sie vom Beatmungsgerät getrennt worden sind. "Die Arme strecken sich durch, kreuzen sich über der Brust oder berühren sie nur, und fallen schließlich neben den Oberkörper", berichtet Bueri. "Doch das sind ebenfalls nur Reflexe des Rückenmarks."

In derselben Ausgabe von Neurology berichtet Joan Marti-Fabregas vom Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Spanien von weiteren ungewöhnlichen Bewegungen zweier hirntoter Menschen, einer dreißigjährigen Frau und eines elf Monate alten Säuglings. Jedes Mal wenn das Beatmungsgerät ihre Lungen mit Luft füllte, streckten sie ihre Arme aus, und ballten und öffneten ihre Fäuste. Nachdem die Patienten vom Beatmungsgerät getrennt waren, hörten die Bewegungen auf.

"Diese Art von Bewegungen haben wir noch niemals zuvor gesehen, und in der medizinischen Fachliteratur tauchte es auch noch nie auf", sagte Marti-Fabregas. Weitere Untersuchungen ergaben, daß auch in diesen Fall keine Hirntätigkeit mehr vorhanden war. "Die lebenden Zellen, welche die Muskeln veranlaßt haben, sich zu bewegen, befinden sich nicht im Hirn- oder Hirnstamm, sondern im Rückenmark."

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