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Florida: Rund ein Drittel mehr Tote nach "Stand-Your-Ground"-Gesetz

Seit 2005 darf in Florida schießen, wer sich bedroht fühlt - auch im öffentlichen Raum. Die Zahl der Toten durch Schusswaffengebrauch liegt nun ein Drittel höher als vorher.
Eine Auswahl von Handfeuerwaffen

Wer sich in Florida bedroht fühlt, muss sich nicht in Sicherheit bringen, sondern darf sozusagen "nach vorne verteidigen": Sogar der Einsatz tödlicher Gewalt ist erlaubt, um die wahrgenommene Bedrohung abzuwehren. Seit 2005 gilt diese Maxime, meist als "Stand Your Ground" ("Halte die Stellung") bezeichnet. Eine statistische Analyse zeigt nun, dass seitdem rund ein Drittel mehr Menschen durch Schusswaffen ums Leben gekommen sind, als ohne das Gesetz gestorben wären.

Das haben Wissenschaftler um David Humphreys von der University of Oxford berechnet. Sie betrachteten dazu die Zahl der Totschlagsdelikte und Selbsttötungen in Florida in den Jahren 1999 bis 2014. Im Zeitraum vor der Gesetzesänderung fielen im Schnitt monatlich 49 Menschen einer Schusswaffe zum Opfer. In den Jahren danach waren es 69 Menschen.

USA-weit sank währenddessen die Zahl der Schusswaffenopfer leicht ab, für Florida hingegen errechnen die Forscher eine Zunahme um 31 Prozent gegenüber dem Trend aus den Jahren davor. Anteilsmäßig am stärksten betroffen war die Gruppe der 20- bis 34-Jährigen sowie die weiße Bevölkerung.

Ob dieser Zuwachs direkt vom "Stand-Your-Ground"-Gesetz verursacht wurde, lässt sich aus den Daten nicht ableiten. Die Forscher halten es jedoch für wahrscheinlich. So rechneten sie die Opferzahl in Florida mit der Zahl der Tötungsdelikte in Bundesstaaten ohne erweitertes Selbstverteidigungsrecht gegen. Dort ließ sich keine abrupte Trendwende um das Jahr 2005 herum verzeichnen.

Auch die durchschnittliche Zahl der Selbsttötungen mit und ohne Schusswaffe blieb während der gesamten Zeit konstant. Das deutet nach Meinung der Forscher darauf hin, dass sich im betrachteten Zeitraum keine einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen ergeben hätten, die die hohe Zahl von Schusswaffenopfern erklären würden.

Weitere Daten, die das Team um Humphreys nicht betrachtete, könnten noch besser darüber Aufschluss geben, wie sich das Gesetz auf die Bevölkerung auswirkte. Interessant wäre beispielsweise, ob die Zahl der Schussverletzungen parallel zur Zahl der Todesopfer stieg oder wie oft sich Angeklagte auf das "Stand-Your-Ground"-Gesetz beriefen. Die Wissenschaftler erfassten auch nicht, ob die von Verfechtern des Gesetzes erwarteten positiven Effekte eingetreten sind – das heißt, ob beispielsweise die Kriminalität sank oder die Sicherheit der Bürger in der Öffentlichkeit zunahm.

Florida war der erste US-Bundesstaat, der die Maxime des Stellunghaltens gesetzlich verankerte. Seitdem folgten zahlreiche weitere Staaten. International bekannt wurde das unter Gouverneur Jeb Bush eingeführte Gesetz durch die Erschießung des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin im Jahr 2013. Der Schütze George Zimmerman, Mitglied einer Bürgerwehr, hatte sich auf das "Stand-Your-Ground"-Gesetz berufen.

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