News: Rundumversorgte Männer
Meist müssen Männer im Tierreich einiges bieten, um potenzielle Paarungspartnerinnen von ihren Vorzügen zu überzeugen. Geradezu ungerecht einfach scheinen es dagegen männliche Zeus-Wanzen zu haben: Ihnen wachsen Männertraum-Trauben ganz ohne Zutun direkt in den Mund.
Viele weibliche Geschöpfe soll Zeus zum Fressen gern gehabt haben – bei der schönen Metis setzte er dies gar in die Tat um. Sie, erste Geliebte des mythologischen Göttervaters, verschlang er der Legende zufolge mit Haut und Haaren. Liebe war es allerdings nicht, die ihn trieb: Sie war schwanger, und ihre Nachkommen waren dem obersten Olympier als gleichrangig heranwachsende Konkurrenz prophezeit worden.
Metis' mythologisches Schicksal als Götterspeise inspirierte, wie Göran Arnqvist von der Universität Uppsala und seine Kollegen von der Melbourne University berichten, zum umgangssprachlichen Namen des kürzlich entdeckten Bachläufer-Verwandten Phoreticovelia disparata – der "Zeus-Wanze", dessen Weibchen, siehe Metis, das Männchen zwischen und während der Paarung nährt.
Sonst hinkt der Vergleich in jeder Beziehung. Anders als Metis überlebt das Wanzenweibchen nicht nur ihr Techtelmechtel, sondern füttert offenkundig den Partner sogar freiwillig: Mit einem nahrhaften Sekret, welches eigens dafür vorhandene Geschlechtsdrüsen auf dem Rücken absondern – und zwar nur, wie die Wissenschaftler beschreiben, während des intensiven Kontaktes mit Männchen, die auf ihrem Rücken reiten. Zur Paarung kommt es zwischendurch auch, die Hauptsache scheint dies für die Huckepack-Gefährten aber nicht zu sein.
Während des Ausrittes naschen die Männchen – die nur etwa halb so groß sind wie ihre Weibchen – stattdessen über den Tag hinweg ein paar Hunderstel ihres eigenen Körpergewichtes des weiblichen Sekrets. Diese Liebesgabe hält die Männer offenbar bei Kräften: Versuchweise ausgehungerte Männchen, die mit einem willigen Weibchen allein gelassen wurden, überlebten trotz anstrengenden Paarungsaktivitäten ohne zusätzliche Nahrung eine halbe Lebensspanne länger als Kollegen, die ohne Weibchen und Nahrung gehalten wurden.
Offenbar befriedigen die Wanzen also gleich zwei männliche Grundleidenschaften: Sex und Fressen. Der Grund für diese ungewöhnliche weibliche Freigiebigkeit stellt die Forscher vor ein Rätsel. Üblicherweise sind es im Tierreich die Männchen, die den Weibchen vor der Paarung mit Hilfe so genannter Hochzeitsgeschenke ihre Lebenstüchtigkeit beweisen müssen: Dies können etwa vom Männchen erbeutete Leckerbissen sein – deren Größe und Wert dem Weibchen Rückschlüsse darauf ermöglichen, ob es sich um potente Bewerber handelt. Der Freigiebigste, so die Theorie, beweist größte Fertigkeit und hervorragendes genetisches Potenzial und sollte somit der bestmögliche Vater gemeinsamer Kinder sein – seine Chancen steigen.
Wieso diese festgeschriebenen Geschlechterrollen bei Phoreticovelia disparata auf den Kopf gestellt werden, können die Forscher nur vermuten. Von der bloßen Anwesenheit des Männchens scheinen die Weibchen jedenfalls kaum zu profitieren: Ihre eigene Lebensdauer und die Anzahl aller von ihnen im Laufe des Lebens abgelegten Eier steigern sich in dauernder männlicher Gegenwart nicht. Nur alle drei Wochen, so die Wissenschaftler, bräuchten die Wanzenweibchen einen Partner, um ihre typische, maximal erreichbare Zahl an Nachkommen produzieren zu können. Vielleicht, mutmaßt Arnqvist, seien Männchen auf diese Weise für die Spezies insgesamt weniger kostspielig: Bei derart ausgezeichneter Versorgung verzichteten sie möglicherweise auf jene lästige Eigeninitiative, die insektentypisch-männlich ihren eigenen Genen zum Durchbruch verhelfen könnte – etwa der kannibalistischen Vernichtung fremder Nachkommen.
Apropos: Dem kannibalistischen Schwangerschaftsabbruch von Zeus war nicht der zunächst angestrebte Erfolg beschieden: Metis' Kind Athene kam dennoch zur Welt. Unterstützt vom Geburtshelfer Hephaistos entsprang sie nach einigen unsanften Hammerschlägen dem Haupt von Zeus – und wurde zur griechischen Göttin der Weisheit. Noch ein Happyend – wenn auch nicht so beschaulich-gemütlich wie jenes der rundumversorgten Wanzenmännchen.
Metis' mythologisches Schicksal als Götterspeise inspirierte, wie Göran Arnqvist von der Universität Uppsala und seine Kollegen von der Melbourne University berichten, zum umgangssprachlichen Namen des kürzlich entdeckten Bachläufer-Verwandten Phoreticovelia disparata – der "Zeus-Wanze", dessen Weibchen, siehe Metis, das Männchen zwischen und während der Paarung nährt.
Sonst hinkt der Vergleich in jeder Beziehung. Anders als Metis überlebt das Wanzenweibchen nicht nur ihr Techtelmechtel, sondern füttert offenkundig den Partner sogar freiwillig: Mit einem nahrhaften Sekret, welches eigens dafür vorhandene Geschlechtsdrüsen auf dem Rücken absondern – und zwar nur, wie die Wissenschaftler beschreiben, während des intensiven Kontaktes mit Männchen, die auf ihrem Rücken reiten. Zur Paarung kommt es zwischendurch auch, die Hauptsache scheint dies für die Huckepack-Gefährten aber nicht zu sein.
Während des Ausrittes naschen die Männchen – die nur etwa halb so groß sind wie ihre Weibchen – stattdessen über den Tag hinweg ein paar Hunderstel ihres eigenen Körpergewichtes des weiblichen Sekrets. Diese Liebesgabe hält die Männer offenbar bei Kräften: Versuchweise ausgehungerte Männchen, die mit einem willigen Weibchen allein gelassen wurden, überlebten trotz anstrengenden Paarungsaktivitäten ohne zusätzliche Nahrung eine halbe Lebensspanne länger als Kollegen, die ohne Weibchen und Nahrung gehalten wurden.
Offenbar befriedigen die Wanzen also gleich zwei männliche Grundleidenschaften: Sex und Fressen. Der Grund für diese ungewöhnliche weibliche Freigiebigkeit stellt die Forscher vor ein Rätsel. Üblicherweise sind es im Tierreich die Männchen, die den Weibchen vor der Paarung mit Hilfe so genannter Hochzeitsgeschenke ihre Lebenstüchtigkeit beweisen müssen: Dies können etwa vom Männchen erbeutete Leckerbissen sein – deren Größe und Wert dem Weibchen Rückschlüsse darauf ermöglichen, ob es sich um potente Bewerber handelt. Der Freigiebigste, so die Theorie, beweist größte Fertigkeit und hervorragendes genetisches Potenzial und sollte somit der bestmögliche Vater gemeinsamer Kinder sein – seine Chancen steigen.
Wieso diese festgeschriebenen Geschlechterrollen bei Phoreticovelia disparata auf den Kopf gestellt werden, können die Forscher nur vermuten. Von der bloßen Anwesenheit des Männchens scheinen die Weibchen jedenfalls kaum zu profitieren: Ihre eigene Lebensdauer und die Anzahl aller von ihnen im Laufe des Lebens abgelegten Eier steigern sich in dauernder männlicher Gegenwart nicht. Nur alle drei Wochen, so die Wissenschaftler, bräuchten die Wanzenweibchen einen Partner, um ihre typische, maximal erreichbare Zahl an Nachkommen produzieren zu können. Vielleicht, mutmaßt Arnqvist, seien Männchen auf diese Weise für die Spezies insgesamt weniger kostspielig: Bei derart ausgezeichneter Versorgung verzichteten sie möglicherweise auf jene lästige Eigeninitiative, die insektentypisch-männlich ihren eigenen Genen zum Durchbruch verhelfen könnte – etwa der kannibalistischen Vernichtung fremder Nachkommen.
Apropos: Dem kannibalistischen Schwangerschaftsabbruch von Zeus war nicht der zunächst angestrebte Erfolg beschieden: Metis' Kind Athene kam dennoch zur Welt. Unterstützt vom Geburtshelfer Hephaistos entsprang sie nach einigen unsanften Hammerschlägen dem Haupt von Zeus – und wurde zur griechischen Göttin der Weisheit. Noch ein Happyend – wenn auch nicht so beschaulich-gemütlich wie jenes der rundumversorgten Wanzenmännchen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.