Säugetiere: Darum bleiben Otter und Biber so sauber
Auch wegen ihres dichten, feinen Pelzes wurden Biber und Otter in früheren Zeiten fast bis zur Ausrottung bejagt: Das dichte Fell wärmte einfach zu gut. Dass hinter dem glänzenden Haar der Tiere noch mehr steckt, zeigt eine Studie von Milos Krsmanovic von der University of Central Florida in Orlando und seinem Team im »Journal of the Royal Society Interface«: Obwohl Otter, Biber und andere semiaquatische Säugetiere lange Zeiten auch in trübem Wasser verbringen, bleibt ihr Fell ziemlich sauber und weitgehend frei von Algen, Bakterien oder Schmutz. Andere Oberflächen wie Steine oder Schiffsrümpfe dagegen werden rasch besiedelt oder verunreinigt.
Dieser Fouling genannte Prozess kann die Schwimmfähigkeit beeinträchtigen. Deswegen müssen sich die Tiere zwar auch regelmäßig putzen. Ihre Behaarung hilft ihnen aber dabei, sauber zu bleiben, wie die Arbeitsgruppe mit Hilfe von Experimenten herausfand. Die Forscher setzten Fellproben verschiedener Arten wie Biber und Otter, aber auch Kojoten und Antilopen mit Titandioxid versetztem Wasser in Strömungskanälen aus. Titandioxid ist ein Weißmacher, der sich leicht an Oberflächen wie Haut und Haaren festsetzt. Nach 24 Stunden maßen sie dann, wie viele Partikel an den unterschiedlichen Proben hängen geblieben waren.
Anschließend entwickelten sie ein mathematisches Modell, um den Anti-Fouling-Grad des Fells zu bestimmen. In diese Berechnungen flossen Eigenschaften ein, wie flexibel die Haare waren oder wie Flüssigkeiten über sie hinwegströmen. Letztlich stellten die Forschenden fest, dass der Verschmutzungsgrad von der jeweiligen Flexibilität der Haare abhing: Je beweglicher sie waren, desto sauberer blieben sie verglichen mit Haaren, die starr waren. Unflexible Fellproben kämmten doppelt so viel Schmutz aus dem Wasser wie das Fell von Otter und Biber.
Dieses Schmutz abweisende Verhalten erhält nicht nur die Schwimmfähigkeit, weil das Fell glatter bleibt, sondern hilft den Tieren auch, im Wasser warm zu bleiben. Ein fleckiges und verklebtes Fell hält weniger dicht und trocknet langsamer. Künstliche Strukturen müssen dagegen aufwändig vor dem Fouling geschützt werden, wozu oft Chemikalien eingesetzt werden müssen, die das Wasserleben gefährden. Inwieweit die neuen Erkenntnisse dazu beitragen können, umweltfreundlichere Anti-Fouling-Methoden zu entwickeln, können erst weitere Forschungsarbeiten zeigen.
Es gibt allerdings nur ein Säugetier, von dem es bekannt ist, dass es von Fouling tatsächlich und intensiv betroffen ist: das Faultier. In dessen Fell wuchern zahlreiche Algen, weshalb das Tier bisweilen grünstichig wirkt – wovon das Faultier allerdings profitiert: Es verschmilzt dank dieser Mitbewohner eher mit dem Laubdach im Kronenraum lateinamerikanischer Regenwälder und schützt sich damit zumindest besser vor den scharfen Augen von Greifvögeln.
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